Konzert-Rezension: Krichel & Philharmonisches Streichquartett

Kammerkonzert

Sonntag, 3. November 2024

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

Bassfeld 9 / 48291 Telgte

 

Alexander Krichel – Klavier

Philharmonisches Streichquartett Berlin

Helena Madoka Berg – Violine

Dorian Xhoxhi – Violine

Naoko Shimizu – Viola

Christoph Heesch – Violoncello

Alexander Krichel und das Philharmonische Streichquartett Berlin bescherten dem Publikum im Bürgerhaus einen unvergesslichen Abend, der die emotionale Kraft und die musikalische Vielfalt der Kammermusik in all ihren Facetten zeigte – ein Konzert, das noch lange in Erinnerung bleiben wird. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 5.11.2024

von Axel Engels

Feinfühligkeit und dynamische Balance

Alexander Krichel und Philharmonisches Streichquartett Berlin

Telgte. In einem begeisternden Kammerkonzert des Kultur-Freundeskreises Telgte im Bürgerhaus Telgte präsentierte der Pianist Alexander Krichel gemeinsam mit dem Philharmonischen Streichquartett Berlin zwei eindrucksvolle Werke des romantischen Repertoires: César Francks Klavierquintett f-Moll sowie Antonin Dvořáks Quintett A-Dur op. 81.

 

Dieser Abend bot nicht nur höchste Virtuosität, sondern auch eine emotionale Bandbreite, die das Publikum unmittelbar in ihren Bann zog. Der renommierte Pianist Alexander Krichel, zum dritten Mal in Telgte, ist für seine fesselnden Interpretationen bekannt. Seine Ausbildung bei den russischen Meistern Vladimir Krainev und Dmitri Alexeev schärfte sein Feingefühl für klangliche Tiefe und Emotionalität.

 

Die herausragende Präzision und Dynamik seines Spiels machten sich besonders in Francks Quintett bemerkbar, das als technisch anspruchsvoll und emotional intensiv gilt. Krichel meisterte die harmonischen Nuancen und dramatischen Höhepunkte mit einer Leichtigkeit, die das Publikum sprachlos machte. Seine Erfahrung als international gefeierter Künstler zeigte sich in jeder Phrase, sei es in zart schwebenden Tönen oder kraftvolleren, markanten Passagen.

 

Das Philharmonische Streichquartett Berlin, bestehend aus den Berliner Philharmonikern Dorian Xhoxhi, Helena Berg und Naoko Shimizu sowie dem Cellisten Christoph Heesch, fügte sich nahtlos in Krichels Klavierspiel ein. Seit seiner Gründung im Jahr 2018 steht dieses Quartett für eine neue Generation von Musikern, die die Klangtradition der Berliner Philharmoniker in die Kammermusik überträgt. Ihr Ziel, den charakteristischen Klang des Orchesters auch in kleinerer Besetzung zu präsentieren, wurde an diesem Abend voll erfüllt.

 

Von der ersten Note an erfüllte das Quartett den Raum mit einer Klangfülle und Präzision, die beeindruckte. Die Interpretation von César Francks Klavierquintett bot eine intensive Reise durch verschiedene Stimmungen, die von Leidenschaft und Melancholie geprägt waren. Das Zusammenspiel von Krichel und dem Quartett zeigte, wie kraftvoll und zugleich fein abgestimmt Kammermusik sein kann. Besonders die dynamischen Kontraste und das subtile Zusammenspiel zwischen den Instrumenten ließen die Zuhörer in die Musik eintauchen.

 

Der erste Satz, voller dramatischer Energie und spannungsgeladener Harmonien, war ein packender Auftakt, während der langsame Satz eine beeindruckende emotionale Tiefe offenbarte. Die Virtuosität des Quartetts und Krichels nuancenreiches Spiel harmonierten perfekt.

 

Nach der Pause präsentierte das Ensemble Dvořáks Quintett A-Dur op. 81, ein Werk voller volksmusikalischer Einflüsse und melodischer Schönheit. Dvořáks typische Rhythmen und Melodien wurden vom Ensemble mit Esprit und Leidenschaft dargeboten, was die Leichtigkeit und Spielfreude der Komposition ideal zur Geltung brachte. Krichels feinsinniges Spiel verschmolz hier wieder mit den Klängen des Quartetts, wobei er in den lyrischen Passagen ebenso überzeugte wie in den rhythmisch energiegeladenen Momenten.

 

Ein Höhepunkt des Konzerts war zweifelsohne der lebhafte Schlusssatz des Dvořák-Quintetts, der das Publikum mit seinem tänzerischen Rhythmus und der unbändigen Energie der Musiker begeisterte. Krichels klangliche Feinfühligkeit und die dynamische Balance des Quartetts verliehen dem Abend eine besondere Intimität, die berührte.

 

Das Konzert stellte einmal mehr unter Beweis, warum Krichel und das Philharmonische Streichquartett Berlin zu den gefragtesten Interpreten der Kammermusik zählen. Die lebendige Interpretation und das präzise Zusammenspiel der Musiker machten deutlich, dass sich hier nicht nur technische Perfektion, sondern auch eine Leidenschaft für diese anspruchsvollen Werke vereinten. Es ist diese Hingabe, die das Bürgerhaus in Telgte an diesem Abend zu einem Raum voller intensiver musikalischer Erlebnisse machte.