Konzert-Rezension: Pavel Efremov - Akkordeon

Kammerkonzert

Sonntag, 26. März 2023

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

 

Pavel Efremov, Akkordeon

Akkordeonist Pavel Efremov überzeugte beim Konzert des Kultur-Freundeskreises. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 28.03.2023

von Axel Engels

Zeitreise auf dem Akkordeon

Konzert mit Pavel Efremov

Telgte. In eine einzigartige Klangwelt entführte der Akkordeonist Pavel Efremov die vielen Musikliebhaber beim Konzert des Kultur-Freundeskreises. Mit Akribie und Feinsinn hat der aus Moldawien stammende Musiker, der an der renommierten Hochschule für Musik in Detmold studiert hat und dort sogar in die Künstlervermittlung der Hochschule aufgenommen wurde und seine Studien an der Folkwang-Universität der Künste in Essen fortsetzte, aus seinem großen Repertoire ein facettenreiches Programm zusammengestellt.

 

Als GWK-Preisträger ist er natürlich auch im Münsterland bestens bekannt. Wie eine Zeitreise präsentierte er seinen stilistischen Crossover, verbreitete sich barocker Glanz bei der „Partita Nr. 2 c-Moll BWV 826“ von Johann Sebastian Bach. Dieses für Cembalo komponierte Werk mit seinen sechs Tanzsätzen kennt wohl jeder Pianist bis ins kleinste Detail, hat dieses Standardwerk der barocken Musik oftmals gespielt. Aber durch das transparente und intensive Spiel von Pavel Efremov entdeckte man gleichsam dieses Werk mit ganz neuen Klangfarben neu.

 

Da genoss man die Lebendigkeit und Spielfreude eines Musikers, der seine technische Brillanz immer in den Dienst des musikalischen Ausdrucks stellt und mit Esprit die einzelnen Tanzsätze in ein jeweils adäquates Gewand kleidete.

Das Programm hat der sympathische Künstler seit der Vorankündigung wohl überarbeitet, einige Werke dabei ersetzt. Mit den „12 Variationen KV 265 über Ah vous dirais-je, Maman KV 265“ von Wolfgang Amadeus Mozart hatte er sich eine Komposition ausgewählt, deren Übertragung auf das Akkordeon wohl nur bedingt nachvollziehbar ist. Denn die einzelnen Variationen sind sehr pianistisch angelegt, bereicherten die damaligen Spielmöglichkeiten und sind gleichsam angelegt wie eine Charakterstudie.

 

Beim kultivierten Spiel von Pavel Efremov wurde dies sehr transparent aufgezeigt, genoss man die glanzvolle Art, wie er diese bekannte Komposition präsentierte. Stilistisch stimmte da jedes Detail, waren die Verzierungen und Manierismen einfühlsam in den Spielfluss integriert.

 

Aber auch bei der Auswahl modernerer Kompositionen wie der „Sonata Nr.1 für Akkordeon“ von Viatcheslav Seminonov, dem wohl bekanntesten russischen Komponisten für Bajan, sowie der „Revelaton“ von Sergey Voytenko bewies Pavel Efremov, dass er seine Spielkultur und Virtuosität ganz in den Dienst des musikalischen Ausdrucks stellt. Diese Werke schienen bei all ihrer technischen Brillanz und Schwierigkeit wie für ihn geschrieben, konnte er mit großem dynamischen Spektrum und rhythmischer Finesse glänzen.

 

Mit einem Ausflug in die argentinische Welt des Tango Nuevo von Astor Piazzolla zeigte Pavel Efremov seine tiefe Empfindsamkeit und leidenschaftliche Spielweise. Da ließ man sich als Zuhörer bei „Chiquillin de Bachin“ von der Atmosphäre des Café Bachin in Buenos Aires einfangen.