Konzert-Rezension: Trio Lilium

Kammerkonzert

Sonntag, 26. Februar 2023

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

Bassfeld 9 / 48291 Telgte

 

 

Charlotte Kuffer, Flöte

Max Vogler, Oboe

Knut Hanßen, Klavier

Das „Trio Lilium“ präsentierte einen Kammermusikabend unter dem Titel „Trios des femmes“. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 28.02.2023

von Axel Engels

Weibliche Einflüsse in der Kammermusik

Konzert des Kultur-Freundeskreises im Bürgerhaus

Telgte. Schon der Titel des Konzerts des Kultur-Freundeskreises „Trios des femmes“ sorgte wohl für ein großes Interesse bei den Liebhabern feinster Kammermusik.

 

Mit dem „Trio Lilium“ erlebte man eine Formation, die sich mit kritischem Blick auf die Gesellschaft ausschließlich der von Komponistinnen geschaffenen Werke widmet. Dadurch kam auch das Publikum im Bürgersaal in den Genuss von Werken, die nur äußerst selten im „normalen“ Konzertalltag vorzufinden sind. In der heutigen Zeit werden die Werke von Komponistinnen nur noch unter dem Merkmal der Qualität betrachtet, aber das war ja in früheren Zeiten nicht selbstverständlich.

 

Selbst eine so bedeutende Komponistin wie Clara Schumann stand lange Zeit im Schatten ihres Mannes Robert Schumann oder Fanny Hensel in dem ihres Bruders Felix Mendelssohn-Bartholdys. Clara Schumann hatte einen großen Anteil an der Bekanntheit des Oeuvres ihres Mannes, schließlich stellte sie viele seiner anspruchsvollen Werke als exquisite Pianistin in Konzerten der damaligen Musikwelt vor. Das „Trio Lilium“ mit der Querflötistin Charlotte Kuffer, dem Oboisten Max Vogler und dem Pianisten Knut Hanßen eröffnete den Abend mit dem „Trio für Flöte, Oboe und Klavier“ von Germaine Tailleferre. Diese französische Komponistin war als einzige Frau Mitglied der legendären „Groupe des Six“. Ihr Trio steht ganz in der Tradition des Neoklassizismus und mit großer stilistischer Sicherheit und technischer Brillanz konnte das Trio die Schönheiten dieses Werkes sehr eindrucksvoll herausarbeiten. In dem jederzeit stimmigen Dialog konnte das Trio seine technische Brillanz ganz in den Dienst des musikalischen Ausdrucks stellen und so dem Publikum ein facettenreiches Werk einer für viele Besucher wohl unbekannten Komponistin präsentieren. Aus dem großen Oeuvres von Clara Schumann erklangen dann die „3 Romanzen für Oboe und Klavier op.22“, die von Max Vogler und Knut Hanßen mit Akribie und Feinsinn interpretiert wurden.

 

Die Gefühlstiefe der drei romantischen Stücke wurde bei solch kultiviertem Spiel sehr transparent, genoss man die differenzierte Ausführung der großen lyrischen Melodiebögen. Musikliebhabern ist Nadia Boulanger als Kompositionsprofessorin von Astor Piazzolla sicherlich bekannt. Ihre recht früh verstorbene Schwester Lilli hat für ihr kompositorisches Schaffen sogar den „Prix de Rome“ erhalten. Von ihr erklangen „3 Werke für Flöte und Klavier“, die wie für Charlotte Kuffer und Knut Hanßen geschrieben schienen. Sehr ruhig und innig vorgetragen, genoss man das „Nocturne“ und Eleganz sowie Leichtigkeit prägte die „Cortége“. Knut Hanßen konnte nicht nur als Klavierbegleiter glänzen, auch solistisch spielte er die „3 Romanzen für Klavier op. 11“ von Clara Schumann auf ganz kultivierte Weise. Diese innigen Kompositionen lagen ihm sehr, erklangen in großem Farbenreichtum.