Konzert-Rezension: Duo Jilo

Kammerkonzert

Sonntag, 12. Dezember 2021

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Julia Puls – Klarinette

Viktor Soos – Klavier

Die Klarinettistin Julia Puls und der durch sein Konzert vor drei Jahren in Telgte bekannte Pianist Victor Soos präsentierten ein ganz außergewöhnliches Musikerlebnis. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 14.12.2021

von Axel Engels

Reise in unbekanntere Musikwelten

Klarinettistin Julia Puls und Pianist Victor Soos präsentieren „Ost und West“

Telgte. Sie sind bei internationalen Wettbewerben überaus erfolgreich und boten mit ihrem Programm „Ost und West“ gleichsam eine Lehrstunde kammermusikalischer Kunstfertigkeit und gleichzeitig eine Reise in wohl unbekanntere Musikwelten: Die Rede ist von Julia Puls und Victor Soos.

 

Das letzte Konzert des Kultur-Freundeskreises Telgte in diesem Jahr bot ein ganz außergewöhnliches Musikerlebnis. Die Klarinettistin Julia Puls und der durch sein Konzert vor drei Jahren in Telgte bekannte Pianist Victor Soos haben sich in der Musikszene längst in die „erste Reihe“ junger Instrumentalisten gespielt. Sie sind bei internationalen Wettbewerben überaus erfolgreich und boten mit ihrem Programm „Ost und West“ gleichsam eine Lehrstunde kammermusikalischer Kunstfertigkeit und gleichzeitig eine Reise in wohl unbekanntere Musikwelten.

 

Kompositionen von Bohuslav Martinů, Alexander Skrjabin oder Witold Lutoslawski erklingen nicht so häufig im „traditionellen“ Konzertbetrieb. Aber alle Komponisten vereint die Liebe zu ihrer Heimat und dies hat natürlich auch Spuren in ihrer Musik hinterlassen.

 

Schon bei dem Spätwerk des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů, der „Sonatine für Klarinette und Klavier H 356“ spürte man dies ganz deutlich. Die drei sehr unterschiedlichen Sätze der Sonatine wirkten bei solch intensiver und leidenschaftlicher Spielweise ganz natürlich, wussten Julia Puls und Victor Soos in einem bis ins kleinste Detail stimmigen Dialog die Schönheit dieser Komposition in ein lebendiges und klangfarbenreiches Gewand zu kleiden.

 

Bei den „Dance Preludes für Klarinette und Klavier“ von Witold Lutoslawski zeigte das Duo, dass es auch in „kleinsten“ Formen bestens zu Hause ist. Die auf Volksliedern Nordpolens basierenden Tänze erklangen überaus elegant und mitreißend. Zwischen diesen kammermusikalischen Werken hatte Victor Soos die hochvirtuose „Klaviersonate Nr. 5 op. 53“ von Alexander Skrjabin gesetzt. Über dieses Werk hätte man sich vielleicht einige einleitende Worte gewünscht, schließlich ist der Komponist inspiriert von Frederic Chopin und Franz Liszt eine der schillerndsten Figuren der russischen Musikszene seiner Zeit gewesen.

 

Der zweite Teil des Konzertes war mit den „Three Preludes“ und der „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin und der „Sonate für Klarinette und Klavier“ von Leonard Bernstein ganz dem amerikanischen Gegengewicht zur westlich inspirierten „östlichen“ Welt gewidmet.

 

Natürlich ist es eine Herausforderung, die drei Preludes von George Gershwin in der Transkription für Klarinette und Klavier zu spielen. Aber was Julia Puls und Victor Soos aus diesen Preludes machten, zeigte sie in einem ganz poetisch-lyrischen Licht und die „Rhapsody in Blue“ offenbarte so manche Schönheit, die in der Orchesterfassung oder der originalen Fassung für Klavier oftmals untergeht. Bei der „Sonate für Klarinette und Klavier“ von Leonard Bernstein spielte das Duo mit Esprit und Leidenschaft, genoss man die Schönheiten dieses Werkes in all seiner Grazie und Eleganz in einer mitreißenden Interpretation.

 

Dieser Kammermusikabend bot auf ganz hohem Niveau eine wahre Bereicherung, faszinierte und machte neugierig auch weitere Werke aus der Welt zwischen „Ost und West“.