Konzert-Rezension: Xenon Quartett

Kammerkonzert

Sonntag, 20. September 2020

1. Konzert: 18.00 Uhr

2. Konzert: 20.00 Uhr

Bürgerhaus Telgte

 

Lukas Stappenbeck - Sopransaxophon

Anže Rupnik - Altsaxophon

Álvaro Arias González - Tenorsaxophon

Benjamin Reichel – Baritonsaxophon

Das „Xenon Saxophonquartett“ sorgte für eine großartige Kammermusikveranstaltung. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 22.09.2020

von Axel Engels

Akkuratesse, Energie und Brillanz

Telgte. Vor zwei Jahren wurden sie schon vom Publikum enthusiastisch aufgenommen, da war ein Wiedersehen mit dem „Xenon Saxophonquartett“ beim Kammerkonzert des Kultur-Freundeskreis Telgte im Bürgerhaus für die sympathischen Musiker fast wie ein Heimspiel.

 

In diesen durch die Beschränkungen schweren Zeiten für Künstler war dieses Konzert für Lukas Stappenbeck (Sopransaxofon), Anže Rupnik (Altsaxofon), Álvaro Arias González (Tenorsaxofon) und Benjamin Reichel (Baritonsaxofon) das erste Konzertieren im geschlossenen Raum. Die Musiker spielten mit einer Akkuratesse, Energie und Brillanz, als wenn sie nie eine monatliche Konzertpause gemacht hätten. Auch die Herausforderung eines Doppelkonzertes stellte sie nicht vor irgendwelche Probleme. Sie spielten beim abendlichen Termin so frisch und leidenschaftlich wie man es sich als Zuhörer nur wünschen kann.

 

Bereits beim ersten Werk, dem „Streichquartett D-Dur KV 575“ aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart . Dieses bekannte Werk schien wie für die Transkription für ein Saxofonquartett geschrieben. Denn in seiner großen Klangfarbenpracht kam es den klanglichen Möglichkeiten des Saxofons sehr entgegen, zumal die vier Musiker mit einer äußerst kultivierten Spielweise sich im jederzeit stimmigen Dialog als Meister ihres Instrumentes zeigten. Unter den „preußischen“ Quartetten Mozarts ist das vom „Xenon Saxophonquartett“ ausgesuchte viersätzige Werk das wohl gesanglichste Quartett mit seiner innigen und poetischen Melodieführung.

 

Mit warmen Timbre spielten die vier Musiker das zarte Allegretto, wussten beim Andante die Schönheiten der Melodien fließend zu gestalten und Grazie und Anmut prägten das Menuetto, das vom Notentext eher einem Deutschen Tanz ähnelt und auch so interpretiert wurde. Beim schnellen Finalsatz ließen sie ihrer Spielfreude dann freien Lauf. Die Zuschauer erlebten einen „frischen“ Mozart. Die gelegentliche Bezeichnung dieses Werkes als „Frühlingsquartett“ mag die Musiker des „Xenon Saxophonquartett“ zu ihrer innigen und hellen Interpretation inspiriert haben.

Nach diesem Genuss ging es mit dem „Saxophonquartett“ von Georg Friedrich Haas in ganz andere Klangwelten. Aber wer vorher beim Mozart so exquisit verwöhnt hat, der findet auch bei solch einem innovativem Werk ein aufgeschlossenes Publikum. Da erlebte man ganz ungewohnte Strukturen im musikalischen Ablauf: Cluster und atonale Melodiefragmente fügten sich zu einem facettenreichen Mosaik zusammen.

 

Für den Abschluss hatte sich das Quartett gleichsam als Versöhnung von Edvard Grieg die Suite „Aus Holbergs Zeit“ op. 40 ausgesucht. Die klangmalerische Suite „Aus Holbergs Zeit“ von Grieg war ursprünglich für Klaviersolo geschrieben worden, das der Komponist selber für Streichorchester umgeschrieben hat. Bei der Fassung für vier Saxofone vermisste man als Pianist sicherlich die unterschiedlichen gewohnten Klangfarben, die den Reiz der einzelnen Tänze ausmachen.

 

Aber mit Feinsinn und sicherem Gespür für klangliche Differenzierungen interpretierte das „Xenon Saxophonquartett“ die fünf Sätze der Suite in einer Art, die wohl jeden im Bürgersaal mitriss. Die Musiker spielten die fünf Sätze der Suite mit stilistischer Sicherheit und spieltechnischer Finesse. Die im Stile barocker Tänze geschriebene Suite wurde mit einem lebendigen Präludium eröffnet, bei dem das Ensemble seine ganze Virtuosität und Leidenschaft einbrachte. Bei der Sarabande sowie dem Air ließ Hayrapet Arakelyan am Sopransaxofon die wunderbare Melodie mit feinstem Ansatz und gefühlvoller Spielweise in ihrem ganzen Glanz erstrahlen.