Konzert-Rezension: NeoBarock & Marion Eckstein

Kammerkonzert

Samstag, 14. Dezember 2019

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Maren Ries – Barockvioline

Anna-Maria Smerd – Barockvioline

Ariane Spiegel – Barockcello

Stanislav Gres – Cembalo

als Gast: Marion Eckstein – Mezzosopran

Sängerin Marion Eckstein (M.) und das Ensemble „NeoBarock“ sorgten im Bürgerhaus wieder einmal für einen wahren Hörgenuss. Foto: Arndt Zinkant


Westfälische Nachrichten vom 17.12.2019

von Arndt Zinkant

Alte Musik frisch und lebendig präsentiert

Ensemble „NeoBarock“ in Telgte

Telgte. Jedes Menge Weihnachtsstimmung und noch mehr tolles Spezialistentum für Alte Musik machten das Konzert des Ensembles „NeoBarock“, das gemeinsam mit Marion Eckstein auftrat, zu einem Erlebnis.

 

„Wo ist unser Engel?“, fragt Geigerin Maren Ries humorig. Kommt sofort um die Ecke – in Gestalt von Mezzosopranistin Marion Eckstein , die sogleich die Verkündigung von Christi Geburt anstimmt. „Fürchtet euch nicht, denn ich verkündige euch große Freude.“ Mit kraftvoller Mezzostimme und viel Emphase bringt sie den Engelsgesang von Christoph Bernhard (1628-1692) ins Bürgerhaus in Telgte, während zwei Barockviolinen nebst Cello und Cembalo sie umflirren, dass es eine Freude ist.

 

Viel Weihnachtsstimmung und noch mehr tolles Spezialistentum für Alte Musik machten das Konzert am Samstag zu einem Erlebnis. Kein Wunder, dass die Telgter Klassik-Freunde das Ensemble „NeoBarock“ bereits zum dritten Mal ins Bürgerhaus eingeladen hatten. Was diese vier aus den Saiten holen, ist wahrhaft mitreißend. Bei „NeoBarock“ klingt Alte Musik so frisch und lebendig, wie die Moderationen der Violinistin Ries es auch sind. Die hatte zu jedem Werk ein paar launig-lehrhafte Worte parat.

 

Etwa, als sie darauf hinwies, dass diese Verkündigung eben nicht so erhaben und süßlich daherkomme wie in späteren Musikepochen, sondern eher geheimnisvoll vom Erzengel Gabriel deklamiert werde. „So ein Erzengel macht das ja auch zum ersten Mal“, lächelte die Violinistin.

 

Diese hatte sich mittels ihrer Barockvioline zuvor selbst in jenen Erzengel verwandelt, als die „Verkündigung“ instrumental, ohne Gesang dargestellt wurde. Und wie! Heinrich Ignaz Franz Biber hatte im 17. Jahrhundert so viel Klang und Ausdruckskraft in seine Rosenkranz-Sonaten gelegt, dass die Violine hier mühelos zum tirilierenden Gottesboten mutiert. Mit jauchzendem Ton und flirrenden Auszierungen und Saitensprüngen, die das euphorische Flattern der Engelsflügel lautmalerisch nachzeichnen. Alles sinnlich und knarzig unterfüttert vom Continuo-Spiel des Cembalos (Stanislav Gres) und des Barockcellos (Ariane Spiegel).

 

Die zweite Violine wurde gespielt von Anna-Maria Smerd. Etwa in der italienisch anmutenden Sonata „Pastorella“, die sogar mit kreisenden „Dudelsack-Klängen“ aufwartete. Alle Stücke des Abends waren lange vor der Bach-Zeit entstanden. Das muss man können. So, wie „NeoBarock“ es zwischen Kargheit und Klangsinnlichkeit zelebrierte.

 

Beim abschließenden Choralstück „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ von Christian Geist erfreute sich das Publikum erneut an der kraftvollen Stimme Marion Ecksteins. Schön!