Konzert-Rezension: MikroPhilharmonie EinKlang

Sonderkonzert

Mittwoch, 3. Juli 2019

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

(Konzerteinführung um 19.00 Uhr)

 

Solist: Marc Christian Gruber - Horn

MikroPhilharmonie EinKlang

Musikalische Leitung: Joachim Harder

Dirigent Joachim Harder präsentierte mit der „Mikro-Philharmonie“ ein besonderes Konzert. Meister-Hornist Marc Gruber leistete seinen Beitrag zu einem gelungenen Abend. Foto: Zinkant


Westfälische Nachrichten vom 05.07.2019

von Arndt Zinkant

Zauberlehrling macht Furore

Die „Mikro-Philharmonie“ präsentierte unter der Leitung von Dirigent Joachim Harder ein Konzert der ganz besonderen Art.

Telgte. „Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.“ Beinahe jeder kennt das geflügelte Goethe-Wort aus dem Gedicht „Der Zauberlehrling“. Auch Dirigent Joachim Harder zitierte es in seiner Konzert-Einführung, denn er hatte die berühmte Vertonung des Komponisten Paul Dukas aufs Programm gesetzt. Ist die Welt – auch die politische – nicht voll von „Zauberlehrlingen“, welche Geister rufen, die sie nicht mehr loswerden? Harder nannte als Beispiel die einst euphorisch begrüßte Atomkraft mit den Folgen strahlenden Atommülls.

 

Das Besondere an dem tollen Konzert der „Einklang-Philharmonie“, die unter Harders Leitung oft an ungewöhnlichen Orten spielt, war jedoch die Besetzung dieses Abends: Denn sie trat hier, reduziert auf 15 bis 18 Spieler, als „Mikro-Philharmonie“ auf. Was sonst mit Wucht und üppiger Streicherzahl daherkommt, wird transparenter und klarer, gleichsam unters „Mikroskop“ gelegt. Das bescherte dem begeisterten Publikum im Bürgerhaus Telgte ein besonderes Konzert. Auch Mozart und Mendelssohn klangen überraschend neu und anders.

 

Am besten vertraut wirkte noch Mozarts Hornkonzert Nr.3 KV 447, das der 26-jährige Meister-Hornist Marc Gruber großartig intonierte. Weich und warm im Ansatz, virtuos in der Technik und innig im Ausdruck. Gruber, Solohornist beim Hessischen Rundfunkorchester, klärte über die Meriten des Mozart-Konzerts auf – und freute sich darüber, dass man den Streicherkollegen viel besser zuhören könne, wenn es nur vier an der Zahl sind wie hier.

 

Felix Mendelssohn Bartholdys berühmte vierte Sinfonie („Italienische“) ist ein veritabler Klassik-Hit. Umso mehr freute man sich über die nie gehörten Details im fein gesponnenen Orchester-Satz. Und den nötigen Drive brachte die Mikro-Philharmonie auch mit. „Der Zauberlehrling“ von Dukas klang am weitesten vom Original entfernt, machte aber dennoch viel Furore, zumal die Akustik der Bürgerhauses ideal war.

 

Das Ganze hat Tradition, wie Dirigent Harder erklärte: Bereits Arnold Schönberg praktizierte vor 100 Jahren solch abgespeckte Versionen in seinem „Verein für musikalische Privataufführungen“ – übrigens ohne Presse und sogar ohne Applaus. Das Publikum sollte seinerzeit neue Werke nüchtern und gleichsam „pur“ erleben können, fernab normaler Premieren, die damals oft skandalumwittert waren. In Telgte gab es am Mittwoch ausschließlich begeisterten Beifall.