Konzert-Rezension: Klavierabend mit Volodymir Lavrynenko

Kammerkonzert

Sonntag, 20. Januar 2019

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Volodymir Lavrynenko - Klavier

Volodymir Lavrynenko präsentierte im Telgter Bürgerhaus Klaviermusik, die in dieser Form nicht so häufig erklingt. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 22.01.2019

von Axel Engels

Eigenwilliges, aber stimmiges Programm

Klavierabend in Telgte

Telgte. Der Klavierabend mit Volodymir Lavrynenko hinterließ einen etwas gespaltenen Eindruck. Denn der versierte Pianist hatte sich ein recht eigenwilliges Programm zusammengestellt, das in dieser Form nicht so häufig erklingt. Beethoven, Hindemith und als Finale dann Schubert sind doch recht gewöhnungsbedürftig.

 

Wenn man mit Ludwig van Beethovens „Klaviersonate G-Dur op. 14 Nr. 2“ beginnt, weckt dies große Erwartungen. Die Sonate ist zwar in der gleichen Schaffensperiode wie die grandiose „Pathetique“ entstanden, hat aber einen viel intimeren Charakter. Anmutig und grazil präsentiert sich der erste Satz, lyrisch-poetisch der Mittelsatz mit seinen Variationen und lebendig zeigt sich der finale Scherzo-Satz.

 

Dieses Grundmuster fand man auch im Spiel von Lavrynenko, aber eben sehr vorsichtig und kontrastarm. Da verwundert es nicht, dass nach dem Werk das Publikum nicht applaudierte, der Schluss wirkte ja irgendwie nicht als organische Weiterentwicklung und somit unvorbereitet.

 

„Übergangslos“ ging es dann zur „Klaviersonate Nr. 3 B-Dur“ von Paul Hindemith. Dieses 1936 entstandene Sonate ist nicht so akademisch konzipiert wie viele anderen Kompositionen von Paul Hindemith. Sie bietet dem Pianisten genügend Möglichkeiten, seine Qualitäten zu zeigen. Und das nutzte Lavrynenko zum Vergnügen des Publikums, arbeitete dabei die Facetten der einzelnen Sätze wunderbar heraus. Man genoss den ruhig schwebenden Rhythmus im ersten Satz, dessen Siziliano-Melodie Volodymir Lavrynenko mit Akribie und Feinsinn über den Begleitfiguren erstrahlen ließ.

 

Seiner Virtuosität konnte er beim schnellen zweiten Satz freien Lauf lassen und die energische Doppelfuge des Finalsatzes erklang sehr transparent und mit einer Steigerung zum großem Pathos gespielt, ganz dem Vorgaben Paul Hindemiths entsprechend.

 

Für den zweiten Teil des Konzertes hatte er die berühmte „Klaviersonate A-Dur D. 959“ von Franz Schubert gewählt, eine der wohl anspruchsvollsten aus dessen Oeuvres. Da spürte man den Einfluss Alfred Brendels ganz deutlich, Lavrynenko hat viele wichtige Impulse für sein Schubert-Spiel durch diesen renommierten Interpreten erhalten.

 

Die Klangschönheit dieser Sonate wusste der Pianist mit einem farbenreichen Spiel ein lebendiges Gewand zu verleihen, selten hat man die Melodien so innig und wohl differenziert gehört wie an diesem Abend. Den Kontrast zwischen den düster-fatalistischen und den eher lichten Partien wusste er ohne äußere Effekte zu spielen, zeigte sich seine reife und tiefe Verehrung für die Musik Schuberts.

 

Das war große Kunst, was Volodymir Lavrynenko in diesem musikalischen Vermächtnis Schuberts zeigte. Hier konnte er sich ganz auf den Inhalt jenseits des reinen Notentextes konzentrieren, und dem Publikum ein ergreifendes Schubert-Erlebnis schenkten.