Konzert-Rezension: Trio Adorno

Kammerkonzert

Sonntag, 7. Oktober 2018

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Christoph Callies - Violine

Samuel Selle - Violoncello

Lion Hinnrichs - Klavier

Ihr Spielkunst stellten die Mitglieder des „Trio Adorno“ am Sonntag im Bürgerhaus unter Beweis. Foto: Engels


Westfälische Nachrichten vom 09.10.2018

von Axel Engels

Gefühlvoll und leidenschaftlich

Das „Trio Adorno“ bot im Bürgerhaus feinste Kammermusik.

Telgte. Es war ein außergewöhnlicher Abend mit dem „Trio Adorno“. Viele Liebhaber feinster Kammermusik waren am Sonntag gekommen, um sich dieses Erlebnis nicht entgehen zu lassen. Auf besonderen Wunsch des Publikums hatte der Kultur-Freundeskreis dieses Klaviertrio wieder nach Telgte eingeladen. Mit Ludwig van Beethovens „Erzherzogtrio B-Dur op. 97“ sowie Felix Mendelssohn Bartholdys „Klaviertrio Nr. 2 c-Moll op. 66“ hatten die jungen Künstler zwei Meilensteine der Trio-Literatur mitgebracht, deren spieltechnische und interpretatorische Anforderungen äußerst hoch sind und die dadurch nur selten in einem Konzert erklingen.

 

Aber der Pianist Lion Hinnrichs, der Violinist Christoph Callies und der Cellist Samuel Selle gehören nicht umsonst zu den großen Nachwuchstalenten ihres Metiers.

 

Sehr charmant führte der Pianist in seiner Anmoderation in die Werke ein. „Seit unserem letzten Konzert in Telgte hat sie vieles geändert. „Wir haben alle einen Bart und verheiratet sind wir mittlerweile auch“ – wer so ungekünstelt und natürlich den Kontakt zum Publikum sucht, erobert die Sympathien im Sturm. Diese unprätentiöse Art zeigte sich auch beim Spiel des „Trio Adorno“. Keine übertriebenen Effekte störten den Musikgenuss, der Abend wirkte wie in eine Lehrstunde kammermusikalischen Spiels.

 

Mit dem „Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 7 B-Dur op. 97“ entführten die Drei in den einzigartigen Kosmos von Beethovens Musik. Dem Erzherzog Rudolph hat Beethoven das 4. und 5. Klavierkonzert, seine Klaviersonate op. 111 und die „Missa solemnis“ gewidmet und im musikalischen Umfeld dieser hochwertige Werken ist auch dieses Klaviertrio angesiedelt.

 

Der Facettenreichtum der Stimmungen und Farben entsprach ganz der bis ins kleinste Detail stimmigen Spielweise des „Trio Adorno“. Die differenzierte Melodieführung des Violinisten Christoph Callies und der warm timbrierte Ton des Violoncellos von Samuel Selle entfalteten auf dem klangfarbenreichen pianistischen Grund von Lion Hinnrichs ihre ganze Schönheit. Akribisch spielte der seinen anspruchsvollen Part, war den beiden Streichern ein kongenialer Partner. Selten hat man den „Andante cantabile“-Satz so innig und gefühlvoll gehört wie an diesem Abend, und im großen Finalsatz genoss man dieses leidenschaftliche und doch jederzeit elegant Spiel der sympathischen Musiker.

 

Mit dem „Klaviertrio Nr. 2 c-Moll op. 66“ von Felix Mendelssohn Bartholdy durchströmte dann romantisches Flair den Saal. Dieses Trio ist vielleicht nicht so populär wie das „Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 49“, aber wenn sich so versierte Musiker dieses Werkes annehmen, dann spürt man ganz deutlich die Faszination und innovative Kraft.

 

Schon im ersten Satz mit seinem an Liszt und Chopin erinnernden Klavierpart mit seinen brillanten Elementen zeigte sich Lion Hinnrichs als Pianist mit exquisiter Anschlagskunst, der dem Flügel eine große Farbpalette entlockte. Romantische Gefühle wussten die drei Musiker mit Innigkeit und stilsicherer Gestaltung ein Gewand zu verleihen. Mit dem Finalsatz eines Klaviertrios des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu endete ein Abend, den man so schnell nicht vergisst.