Konzert-Rezension: Trio 21Meter60

Kammerkonzert

Sonntag, 15. Oktober 2017

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Constantin Hartwig – Tuba

Fabian Neckermann – Tuba

Steffen Schmid – Tuba

Die drei Tubisten Fabian Neckermann, Steffen Schmid und Constantin Hartwig überzeugten mit einem ungewöhnlichen Konzert im Bürgerhaus.


Westfälische Nachrichten vom 17.10.2017

von Thomas Biniossek

Klischees einfach mal weggeblasen

Trio 21meter60 konzertiert im Bürgerhaus

Ungewöhnliches Konzert mit drei Tuben

Telgte. Das war mal ein richtig anderes Konzert. Drei Tubisten alleine auf der Bühne des Bürgerhauses, die angetreten waren, alte Klischees buchstäblich wegzublasen. Weggepustet haben Constantin Hartwig, Fabian Neckermann und Steffen Schmid, allesamt unter 30 Jahre alt und beim Deutschen Musikwettbewerb 2016 ausgezeichnet, eine Menge. Vor allem, dass die Tuba als Tieftöner und vorrangig in Blechbläserensembles für das Grummeln verantwortlich, mehr kann als lediglich Rumtata. Anhaltender Applaus nach zwei Zugaben zeigte, dass die rund 130 Besucher bei diesem Konzert des Kultur-Freundeskreises sichtlich angetan waren.

 

Das lag sicherlich auch daran, dass es dem erst 25-jährigen Hartwig gelang, die Zuhörer mit seinen mal ernsten, mal humorigen Erläuterungen zum Instrument und den Stücken mitzunehmen. Bewusst gewählt habe man zum Einstieg Astor Piazzollas (1921-1992) Libertango, erklärte der Musiker, „weil er dem Tango neue Impulse gab und als Begründer des Tango Nuevo gilt.“ Das könne mit der Tuba besonders hervorgehoben werden, erklärte er, und das Trio demonstrierte das schließlich mit gefühlvollem Piano und bedrohlichem Forte.

 

Erste Lacher gab’s, als Hartwig drei Stücke von Claudio Monteverdi (1567-1643) ankündigte. Für drei Frauenstimmen seien diese geschrieben worden, für zwei Sopranistinnen und eine Altistin. „Wir haben uns den Spaß gemacht, das mal mit drei Tuben zu spielen.“ Ein gelungenes Experiment, weil es den Musikern immer gelang, trotz des mächtigen Klangs die Instrumente sehr einfühlsam zu spielen. Das wurde noch deutlicher beim Song for Japan von Steven Verhelst (*1981), der feierlich, fast hymnisch vorgetragen und zu einem der Glanzlichter dieses Konzertes wurde.

 

Welche Bandbreite die drei Vollblutmusiker spielen, wurde mehrfach deutlich. So bei einer feinen Auswahl der Orgel-Triosonate c-Moll von Johann Sebastian Bach (1685-1750) mit dem allseits bekannten Choral Jesu bleibet meine Freude. Dem stellten sie Brian Lynns (*1954) Suite „Bachy Things“ entgegen, bei Bach frech geklaute und verfremdete Klänge.

 

Unglaublich schwungvoll kehrten die Tubisten aus der Pause zurück, präsentierten mit Johann Pachelbels (1653-1706) Kanon in D-Dur vielleicht den Höhepunkt des Abends. Wie zugeschnitten war dieses Stück auf die drei Tuben, und die einfach mal so eingefügte „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven (1770-1827) aus der 9. Sinfonie in d-Moll op. 125 machte die große Musikalität der Tubisten deutlich.

 

Gewöhnungsbedürftig waren dann allerdings die Soli der Blechbläser mit Erland von Kochs (1910-1998) Monolog Nr. 9 für Tuba solo, Daniel Schnyders (*1961) Riff for Tuba Solo und Beatle-Legende Paul McCartneys (*1942) Blackbird for Tuba Solo. Mal barsch, mal klobig, mal bedrohlich, mal forsch kamen die Stücke daher und füllen auch im Solo spielend den Raum.

 

Das lockerten die Musiker mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ wieder auf. Mit Nasenflöten spielten sie eines der bekanntesten Stücke des Meisters, schenkten es sich danach, das Ganze noch einmal mit den Tuben zu präsentieren. „Das spricht für sich“, schmunzelte Hartwig und ging mit seinen Kollegen in den Schlussspurt. In diesem zeigten sie sich bei Claude Debussy (1862-1918) Le Petit Nègre frech und witzig, bei den Romeo und Julia-Variationen des Jazzkomponisten Daniel Schnyder und einem Medley von Stücken Georg Gershwins (1898-1927) musikalisch und nahmen die Besucher schließlich mit nach Irland, spielten den Weltklassiker „Danny Boy“ von Frederic Weatherly (1848-1929) wundervoll getragen. Ein Stück fürs Herz.