Konzert-Rezension: Wildes Holz

Kammerkonzert
Sonntag, 29. Januar 2017

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Tobias Reisige – Blockflöten

Anto Karaula – Gitarre

Markus Conrads – Kontrabass

Die Gruppe „Wildes Holz“ sorgte am Sonntagabend im Bürgerhaus für geniale Arrangements, die das Publikum begeisterten.


Westfälische Nachrichten vom 31.01.2017

von Arndt Zinkant

Was nicht passt, wird passend gemacht

“Wildes Holz” im Bürgerhaus

Telgte. In Telgte ist „Wildes Holz“ wohlbekannt. Bereits zum dritten Mal nach 2005 und 2008 fetzte das „Trio infernal“ seine genialen Arrangements im Bürgerhaus von der Bühne. „Sie haben sich alle gut gehalten“, wurde dem Publikum grinsend bescheinigt – darunter waren auch Kinder, die das „wilde Holzen“ zum ersten Mal erlebten: Ob Rock oder Barock, ob Bach oder Deep Purple – alles wurde mit wildem Impetus aufgegriffen, arrangiert, persifliert, dass es eine Freude war. Selbstbewusstes Motto des Programms: „Ast­rein!“

 

Akkordisch legen Anto Karaulas (Gitarre) und Markus Conrads (Kontrabass) mit fettem Sound vor. Da wird folkig geschrammelt und gezupft, was das Zeug hält. So weit, so vertraut. Was das Menü so überraschend würzt, ist die Blockflöte von Tobias Reisige, der in jeder Tonlage dazu schalmeien kann, dass einem der Mund offen steht. „Die“ Blockflöte? Nein – es steht ein ganzes Arsenal in Reih und Glied. Und der coole Flötist tauscht laufend aus. Was nicht passt, wird passend gemacht.

 

Einmal legt er diverse Flöten auch mittels Loop-Maschine in Klangschleifen übereinander. Er pustet in die eine, als wären es die Besen eines Schlagzeugers, fügt dann hohe und tiefen Flöten dazu, nimmt am Ende gar eine Trommel, bevor sich die Kollegen dazugesellen. Und heraus kommt „ Viva la Vida“ von Coldplay. „Das kennen Sie alle aus dem Radio.“

 

Was der Klassikfreund eher kennt, ist Beethovens Klaviersonate „Pathétique“. Die Klavierbässe grummeln wie im Original von Gitarre und Kontrabass – die Stimmführung übernimmt die Piccoloflöte nebst Kolleginnen. Auch Bachs „Badinerie“ wird geboten, und hier sind die tollen Drei verblüffend dicht am Original.

 

Mega-tief ist der Sound der Kontrabass-Blockflöte – ein mannhohes Holzgebilde, das kaum noch nach Flöte aussieht. Darauf spielt Tobias Reisige wild vor sich hin, und plötzlich vernimmt man die Filmmusik „Beverly Hills Cop“ aus den 80er Jahren. Auch die Red Hot Chili Peppers oder Deep Purple („Smoke on the water“) rauschen mal kurz vorbei. Bassist Conrads saust mit kleiner Mandoline durch den Saal. Und eine stilechte Tanznummer wie die „Jackson Five“ haben die Drei auch drauf.

 

Kurzweiliger geht’s nicht mehr!