Konzert-Rezension: Klaus Sticken

Klavierabend

Sonntag, 13. November 2016

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Klaus Sticken - Klavier

 

Hatte gut Lachen: Das Publikum in Telgte lauschte gebannt den musikalischen Darbietungen von Klaus Sticken am Flügel.


Westfälische Nachrichten vom 15.11.2016

von Arndt Zinkant

Hochkaräter ohne Showeffekte

Klaus Sticken im Bürgerhaus

Telgte. Ein Konzerterlebnis der ganz besonderen Art hielt der Pianist für sein Publikum bereit. Wer nach den ersten Mozart-Takten nicht sofort wusste, welch Persönlichkeit da am Flügel saß, wusste es spätestens beim letzten Satz der Sonate KV 331 – dem berühmten Rondo Alla Turca. Denn Klaus Sticken weigerte sich, das übermütige Stück als Rausschmeißer oder neckische Salon-Nummer zu spielen (wer solch überdrehte Spieluhrmusik hören will, klicke bei Youtube auf Lang Lang). Sticken wählte ein moderates Tempo, setzte markige Akzente mit der Linken und blieb in jedem Takt diszipliniert. Kurz: Er nahm dieses Stück so ernst wie alle anderen dieses hochkarätigen Klavierabends, der das Publikum zurecht beeindruckte.

 

Und sein Programm war kein bunter Strauß von Preziosen: Mozart, Richard Strauss, wieder Mozart und am Ende Schubert. Wer bei einem solchen Menü an Alfred Brendel dachte, lag nicht falsch. Bei dem legendären Mozart- und Schubert-Interpreten hat Sticken u.a. studiert. Und war nicht auch sein Anschlag von ähnlich silbrigem Staccato? Dabei verströmte Stickens Mozart durchaus Eleganz – so, wie das Andante grazioso der Sonate ins Elfenbein streichelte. Das Rondo a-Moll KV 511 war von ähnlichem Format.

 

Die fünf Klavierstücke op.3 von Richard Strauss waren der Überraschungsteil. Als Klavierkomponist ist Strauss nicht präsent, sieht man einmal von dessen selten gespielter „Rondo-Burleske“ ab. Aber Sticken hätte diese Klavierstücke nicht gewählt, wären sie nicht hörenswert. Alles war bei dem jungen Strauss schon da: Sinn für Klang, Form und Effekt. Vom Andante bis zum finalen „Allegro marcatissimo“ wurde das Ohr durch positiv auftrumpfende Romantik erfreut, die entfernt an Schumann und Mendelssohn erinnerte.

 

Als Abschluss erklang Franz Schuberts Wanderer-Fantasie. Und dieser „Wanderer“ marschierte erwartungsgemäß nicht ungestüm drauflos, als wollte er Franz Liszt einholen. Bei Klaus Sticken klang das wunderbare Stück klassizistisch abgezirkelt. Da sind Mozart und Beethoven noch als Wandergesellen dabei. Und wieder war man verblüfft über die vielen Details, die Klaus Sticken hörbar machte. Da ging nichts im Pedal verloren. Selbst bei der Zugabe wählte der Pianist keine Shownummer, sondern spielte ein poetisches Impromptu von Schubert.