Konzert-Rezension: Duo Migdal - An

Kammerkonzert

Sonntag, 6. März 2016

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Liv Migdal – Violine

Jong-Do An – Klavier

Liv Migdal und Klavierpartner Jongdo An begeisterten beim Konzert des Kultur-Freundeskreises.


Westfälische Nachrichten vom 08.03.2016

von Arndt Zinkant

Smarter Störer trübt Konzertidylle nicht

Ein Erlebnis war der Konzertabend von Liv Migdal und Klavierpartner Jongdo An am Sonntagabend im Bürgerhaus

Telgte. Die Tücken der Handy-Ära haben schon manches Konzert gestört. Aber dieses Mal fügte sich der allgegenwärtige „smarte“ Störenfried verblüffend ein: Er ließ am Ende des Mittelsatzes aus Beethovens „Kreutzer-Sonate“ von ferne ein lustiges Zwitschern hören – und Liv Migdal konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Hatte sie doch selbst in diesem Variationen-Reigen ihre Geige singen und tirilieren lassen, den Saiten mit zartem Strich immer wieder zwitschernde Töne entlockt. Der einsame Klingelton wirkte wie ein Ausrufezeichen: Gut gemacht!

 

In der Tat war der Konzertabend von Liv Migdal und Klavierpartner Jongdo An ein Erlebnis. Die Beethoven-Sonate gelang vorbildlich im Ausdruck, Geige und Klavier befeuerten sich gegenseitig. Die hiesigen Klassik-Freunde hatten das Duo bereits vor zwei Jahren gehört und mittels Stimmzettel – wie am Saisonende üblich – auf eine erneute Einladung gepocht. Das spricht für den Geschmack des Publikums.

 

Auch am Sonntagabend war man wieder hingerissen von der speziellen Aura der beiden: Einerseits packender, jugendlicher Zugriff – andererseits eine verblüffende Reife des Ausdrucks, die in jedem Werk zu hören war. Außer vielleicht in einem: Das kurze Stück „Allegro de Sonate“ der Brüder Józef und Henryk Wieniawski. Letzterer ist als Geigenwunderkind des 19. Jahrhunderts ein Begriff, sein jüngerer Bruder Józef war anfangs dessen Klavierbegleiter und immerhin Liszt-Schüler.

 

Das romantische Schaustück mit süffigen Melodien und wogendem Klavierpart war toll zu hören, man sah die zwei polnischen Wunderknaben geradezu vor sich. „Bei der Komposition war er elf!“ verriet die Virtuosin Migdal lächelnd über ihren großen Vorgänger. Mit sicherem Gespür für Dramaturgie spielten Migdal und An danach die berühmte A-Dur-Sonate von César Franck, die große Sonatenkunst mit hinreißender Melodik verknüpft. Traumhaft sicher trafen die Interpreten das spezielle, „salonhafte“ Parfüm des Kopfsatzes, spielten sich leidenschaftlich durch das Allegro und, endlich beim „Ohrwurm“ des Finales angelangt, wurde dessen Süße nie übertrieben. Aber bei dem legendären Csárdás von Vittorio Monti (als Zugabe) wollte die Geigerin dann noch mal richtig Pfeffer drauflegen. Toll!