Konzert-Rezension: Boreas Quartett

Kammerkonzert

Sonntag, 20. September 2015

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Luise Manske – Blockflöten

Jin-Ju Baek – Blockflöten

Elisabeth Champollion - Blockflöten

Julia Fritz – Blockflöten

Das Boreas Quartett eröffnete am Sonntagabend im Bürgerhaus die Kammerkonzert-Reihe mit einem ungewöhnlichen Auftritt.


Westfälische Nachrichten vom 22.09.2015

von Axel Engels

Ungewöhnliche Klänge mit moderner Spieltechnik

Boreas Quartett musiziert zum Auftakt der neuen Kammermusik-Reihe im Bürgerhaus

Telgte. Mit dem Boreas Quartett erlebten die Liebhaber feiner Musizierkunst am Sonntag im Bürgerhaus einen ganz besonderen Abend, der die Konzertreihe um eine innovative Facette bereichert hat. Denn in diesem Jahr wurde das Quartett in die “Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler” aufgenommen.

 

Luise Manske führte mit interessanter Moderation in die jeweiligen Werke ein, ermöglichte dem Publikum so auch bei den modernen Stücken einen ganz natürlichen Zugang. Dies zeigte sich bereits am Anfang, als das Quartett mit “Inherent Patterns” von Stefan Thomas sein eigenes “Lieblingsstück” spielte. Mit seinen sich stetig wiederholenden Motiven und den verdeckten Mustern entführte es in eine Welt, die viele sicherlich nicht mit einem Blockflötenquartett assoziieren. Dabei nutzten Luise Manske, Jin-Ju Baek, Elisabeth Champollion und Julia Fritz moderne Spieltechniken, um die wirklich ungewöhnlichen Klänge zu erzeugen.

 

Bis ins Detail stimmig war das Zusammenspiel auch bei den schwierigen Wechseln im musikalischen Dialog. Man spürte die Leidenschaft der vier Musikerinnen. Aber auch bei “Besorgnis der Sperlinge” von Farzia Fallah sowie den “Three Gadgets” von Piet Swert faszinierten die sympathischen Blockflötistinnen mit einer auf höchstem Niveau angesiedelten Musizierkunst.

 

Mit Einfühlungsvermögen hatten sie aus den über 40 Flöten ihres Instrumentariums die jeweils passenden ausgewählt, die den oftmals meditativ erscheinenden Werken ein reiches Klangbild verliehen. Wie eine Erholung wirkten dazwischen die eher traditionellen Werke. Wenn sich der Glanz der französischen Renaissance beim “Une jeune fillette" von Eustache du Caurroay im Saal verbreitete, man sich beim “Sermone Blando” von William Byrd in die Zeit von Shakespeare versetzt fühlte und selbst Altmeister Johann Sebastian Bach mit dem “Contrapunctus I und IX” aus der “Kunst der Fuge” vertreten war, konnte man bei diesem bestens aufeinander eingespielten Flötenquartett wahrlich Raum und Zeit vergessen und sich ganz der wunderbaren Musik hingeben. Mit Präzision und transparenter Melodieführung erklangen die beiden Teile aus der “Kunst der Fuge”. Kleine Verzierungen und Manierismen waren stilistisch bestens in eine in sich stimmige Interpretation eingefügt.

 

Für ein mediterranes Flair sorgte das Quartett bei den beiden Tänzen von Cipriano de Rore / Girolamo dalla Casa. Diese Musik der venezianischen Renaissance erklang in einem ganz lebendigen Gewand, sehr elegant und grazil gespielt.

 

Der große stilistische Bogen dieses Konzertes machte einen besonderen Reiz aus, jederzeit war das Boreas Quartett Bremen für Überraschungen gut.