Konzert-Rezension: Trio Adorno

Kammerkonzert

Sonntag, 22. März 2015

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Christoph Callies – Violine

Samuel Selle – Violoncello

Lion Hinnrichs – Klavier

Trio Adorno: Christoph Callies, Samuel Selle und Lion Hinnrichs kamen zu einem überzeugenden Auftritt ins Bürgerhaus.


Westfälische Nachrichten vom 24.03.2015

von Arndt Zinkant

Gekonnte Klassik mit dem Kick

Trio Adorno begeistert im Bürgerhaus und ist sogar zu Scherzen aufgelegt

Telgte. Vom Trio Adorno betritt zunächst nur Pianist Lion Hinnrichs die Bühne. Die beiden Streicher-Kollegen müssten einstweilen das Spiel der Bayern gegen Gladbach verfolgen, scherzt er - und outet sich bei der Gelegenheit gleich als Schalker. Sport verbindet offenbar, denn sofort ist das Eis gebrochen, und Hinnrichs zeigt sein Moderationstalent, führt den Saal in lockeren, doch niveauvollen Worten in die Werke ein.

 

Er erzählt davon, wie etwa das Mozart-Trio aus der “Don-Giovanni-Phase” genau jene Freude verströme, die der Komponist gerade in schweren Lebenszeiten zu komponieren verstand. Und als er den langsamen Mendelssohn-Satz als Vorläufer Hildegard Knefs präsentiert (“nur eine persönliche Theorie von mir!”), hat er die Sympathien vollends auf seiner Seite. “Für mich soll’s rote Rosen regnen”, singt Lion Hinnrichs zu Mendelssohns Klavierpart, und das Publikum nickt ob der melodischen Ähnlichkeit.

 

Ein Kammermusikabend, wie er sein soll: Drei sympathische Musiker Ende zwanzig, die sich schon vor über zehn Jahren bei “Jugend musiziert” zusammenfanden, spielen drei grandiose Stücke. Mit Verve, Emotion und virtuosem Können. Das quittieren die Zuhörer im gut gefüllten Bürgerhaus mit rauschendem Beifall. Gut möglich, dass so mancher das Trio Adorno auf dem traditionellen Wahlzettel zum Ende der Saison ankreuzte: Wiederkommen erwünscht.

 

Ob Mozart, Ravel oder Mendelssohn - das Trio Adorno verordnete jedem Stück die richtige Stimmung. Mozarts Grazie und Innigkeit im B-Dur-Trio KV 502 klangen beschwingt, und besonders Hinnrichs perlender Anschlag war maßgeschneidert für dieses Werk. Bei Ravel imponierte dann vor allem der scharfkantige Furor der beiden Streicher. Christoph Callies (Violine) und Samuel Selle (Cello) spielten das immer wieder ungestüm heraus, durchschnitten mit wildem Strich die impressionistischen Duftwolken, dass es eine Freude war. Betörende Stimmung und düstere Dramatik wechseln sich in Ravels einzigem Klaviertrio oft ab. Woher die grimmigen Passagen rühren? Ravel erwartetet bei der Niederschrift 1914, er würde an die Front berufen. Zu Unrecht übrigens.

 

Felix Mendelssohns erstes Trio op. 49 ist romantischer Überschwang pur. Hier wird nicht mehr “klassisch” ziseliert, vielmehr in zupackender Manier musiziert. Melodik ist Trumpf, und Mendelssohns Genie spricht in jedem Takt für sich. Ob die Knef sich hier nun bediente oder nicht.