Konzert-Rezension: Uwaga! Quartett

Kammerkonzert

Sonntag, 25. Januar 2015

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Christoph König – Violine, Viola

Maurice Maurer – Violine

Miroslav Nisic – Akkordeon

Matthias Hacker – Kontrabass

Die Gruppe “Uwaga!” präsentierte beim Konzert am Sonntagabend Klassik in einer ganz ungewöhnlichen Form - sehr zur Freude der Anwesenden.


Westfälische Nachrichten vom 27.01.2015

von Arndt Zinkant

Klassik fetzig gegen den Strich gebürstet

“Uwaga!” spielte am Sonntagabend im Bürgerhaus / Ungewöhnlicher Klang begeistert

Telgte. Die Lautsprecher und Kabel zeigen schon an, dass man es an diesem Abend nicht mit einem Quartett im klassischen Sinne zu tun bekommt. Violine und Bratsche sind da, okay. Aber statt eines Cellos gibt es satte Bass-Klänge - und der vierte Mann spielt Akkordeon. Und der Name der famosen Vier scheint alle Seriosität aus den Angeln zu heben: “Uwaga!” (polnisch: “Achtung!”). Umso überraschender die Ansage von Geiger Christoph König: “Wir spielen Klassik.”

 

Klassik? Ja - aber so wild rhythmisiert, so Balkan-typisch im Klang gewürzt, so fetzig gegen den Strich gebürstet, dass das Klassik-verwöhnte Ohr sich erst einmal neu justieren muss. Und auf die Frage, welcher Komponist als Erster in den brodelnden Klang-Topf geworfen wurde, wusste kaum jemand gleich die Antwort: Mozart! Die Violinsonate in e-Moll hatten sich die Uwagas als Ouvertüre zur Brust genommen. So wild, dass es Amadeus glatt die Perücke zerzaust hätte.

 

Damit war auch schon der einzige Schwachpunkt dieses mitreißenden Konzerts markiert: Wenn ein Stück nicht wirklich berühmt ist, kann man eben nicht nachvollziehen, was die virtuosen Schelme damit anstellen. Bei Edward Elgars “Pomp and Circumstance”-Marsch Nr. 1 sah das anders aus; jeder kennt das viktorianisch-pompöse Orchesterstück, das den Briten gleichsam als zweite Nationalhymne dient. Wird daraus abermals eine brodelnde Balkan-Suppe gekocht, macht das viel Laune und lässt die Füße wippen. Augenzwinkernd erzählt Geiger und Bratscher Christoph König, dass eine englische Lady angesichts solcher Respektlosigkeit einst den Saal verließ. Ein anderer Hörer aber befand: “Die einzige Version des Stückes, die man ertragen kann!”

 

König und Geiger-Kollege Maurice Maurer sind meist die Komponisten oder Arrangeure der Stücke. Matthias Hacker langt satt hin wie ein Jazz-Bassist. Und Miroslav Nisic sorgt für das Balkan-Feeling, das in fast jedem Stück durchbricht. Da alle Instrumente verkabelt sind, ist der Sound kräftig genug, um die Geigen-Pizzicati zu schier rockiger Wucht aufzubauschen. “Zwei Gitarren” heißt denn auch das virtuose Fiedel-Duell, das aus der russischen Tradition kommt. Und oft denkt man: Woher kenn ich das jetzt? Ist das Dave Brubecks “Take Five”? Nein, die Schelme haben nur wieder eine falsche Fährte gelegt.