Konzert-Rezension: Concerto +14

Kammerkonzert

Sonntag, 27. Oktober 2013

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Rahel Maas - Sopran

Christian Handschke - Barockvioline

Jonas Zschenderlein - Barockvioline

Carolin Krüger - Barockviola

Aleke Alpermann - Barockcello

Elina Albach - Cembalo

Das Ensemble "Concerto +14" wusste am Sonntagabend bei seinem Auftritt im Bürgerhaus zu überzeugen.


Westfälische Nachrichten vom 29.10.2013

von Arndt Zinkant

Barocke musikalische Schelmereien

Ensemble "Concerto +14" tritt im Bürgerhaus auf / Konzert verbreitet viel gute Laune

Telgte. "Der Kampf gegen Windmühlen!" Violinist Christian Handschke verliest dem Publikum augenzwinkernd die Satz-Überschriften zu Telemanns "Burlesque de Don Quichotte". Das Ohr muss schließlich wissen, wo es sich gerade befindet, wenn der Komponist den Ritter von der traurigen Gestalt durch barocke Schelmereien jagt. Was viele nicht wissen: Georg Philipp Telemann, häufig als "Vielschreiber" geschmäht, war als Musiker oft Komödiant. Und das Ensemble "Concerto +14" hatte sich zwei tolle Beispiele auf die Pulte gelegt. Das Publikum im Bürgerhaus war vom virtuosen Können der Instrumentalisten und der Sängerin Rahel Maas begeistert - uns grinste sich auch öfter eins.

 

Es wird richtig lustig, wenn des Ritters Dame Dulcinea verliebt aus den Darmsaiten der Barock-Instrumente seufzt. Es macht Spaß, wenn der Ritter in seinen Träumen wilde Attacken reitet - und sogar Rossinis "Wilhelm Tell" mitgaloppieren darf.

 

Und wenn des Ritters Ross Rosinante mit Sancho Pansas Esel um die Wette wiehert, kippt Telemann das Stück in dissonantes Jaulen. "Hoho!" tönt's da aus dem Parkett.

 

Aber es geht bei "Kammer und Komödie" keineswegs nur um Letzteres. Es wird ungemein präzise und lebendig musiziert. Das Ensemble nähert sich dem authentischen Barockklang mal mit wirbelnder Attacke, mal mit fein ausgehörtem Pianissimo. Dann streicheln die Bögen spinnwebenfein über die Saiten.

 

Das sinnliche Sahnehäubchen sind die Arien der Sopranistin Rahel Maas. Sie singt klar und innig, etwa von der "Kunst des Küssens" oder "Rheinischem Wein" - Barocklieder aus der Feder von Adam Krieger. Im Timbre fragil, aber frisch, ist sie für Barockes prädestiniert. Und bei Telemanns Kantate "O weh, mein Canarin ist tot" ist wieder Witzigkeit Trumpf.

 

Ein Knaller ist auch das Ballet "Musikalische Fechtschule" von Johann Heinrich Schmelzer, das wirklich bekannter sein sollte. Wie hier Courante oder Sarabande swingen und fast "folkig" daherkommen, macht Laune. Da wird der Bogen zum Degen. En Garde!