Konzert-Rezension: Trio Karlin - Maschkowski - Treutler

Kammerkonzert

Sonntag, 9. Dezember 2012

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Lars Karlin – Posaune

Tomer Maschkowski – Bassposaune

Annika Treutler – Klavier

Gaben ein wahrhaft ungewöhnliches Kammerkonzert im Bürgerhaus: Annika Treutler, Lars Karlin und Tomer Maschkowski.


Westfälische Nachrichten vom 11.12.2012

von Arndt Zinkant

Posaunen "sangen" Arien mit Schmelz und Pomp

Konzert "Nights in the Opera" verblüffte das Publikum

Telgte. Schon immer sind berühmte Opern adaptiert und arrangiert worden - das ist nichts Ungewöhnliches. In der Ära vor der Schallplatte war halt nicht immer ein Opernhaus in greifbarer Nähe. Wahrhaft ungewöhnlich war die Besetzung, die das Konzert "Nights in the Opera" im Bürgerhaus am Sonntag präsentierte: Posaune, Bassposaune und Klavier.

 

"Wir spielen als Trio nur Opernmusik", sagte Posaunist Lars Karlin zu Beginn. "Aber auch Ballettmusik", ergänzte Kollege Tomer Maschkowski als Hinweis auf Prokofjews "Romeo und Julia". Zum einen ist diese Besetzung stimmig, weil die Posaune genug Klang-Power hat, um Arien mit Schmelz und Pomp gleichsam "singen" zu können. Zum anderen auch vertrackt - weil der Posaune das virtuose Schmettern eben nicht so leicht fällt wie der Trompete. Keine Ventile, nur der lange Zug - unmöglich, dass hier kein Tönchen verschleift. Umso verblüffender, was die zwei Posaunisten dann aus ihren Instrumenten holten!

 

Schon das erste Stück, Rossinis Ouvertüre zum "Barbier von Sevilla", bewies, dass Arrangeur Lars Karlin es an der Posaune nicht mit dem kleinen Trompeten-Bruder aufnehmen wollte. Ein Stakkato-Gewitter, das sich gewaschen hatte, ließ dem Publikum die Münder offen stehen. Bei Sergej Prokofjews genialen Melodien konnte sich Tomer Maschkowskis Bassposaune in tiefste Tiefen brummen, dass es eine Freude war. Und der Ansatz der Blechbläser war zu samtweich, um Streicher vermissen zu können.

 

Auch die acht Highlights aus Mozarts "Zauberflöte" waren in ihrer beschwingten Interpretation eine swingende Lust. Papagenos Schelmereien kamen locker über die Rampe, und im Schluss-Duett wurde der Flirt mit Papagena witzig mit wiegenden Hüften angedeutet. Klasse.

 

Annika Treutler begleitete "ihre" Schmetterer schillernd und geschmeidig; manchmal hätte sie aber durchaus mehr Tastendonner entfachen dürfen. Den sparte sie sich für die Klavier-Paraphrase auf, die Franz Liszt über das Quartett aus Verdis "Rigoletto" geschrieben hat. Liszt verwandelte hier Gesang in brillante Klavier-Kaskaden, die Annika Treutler zum Funkeln brachte. Virtuos!

 

Zum Schluss musste das Posaunen-Feuer noch mal heller lodern, und Bizets "Carmen" hat die Glut dafür. Vom Prélude über die Habanera bis zum Finale zeigten Karlin und Maschkowski, dass ihre Puste noch längst nicht versiegt war.