Konzert-Rezension: Hofkapelle Schloss Seehaus

Kammerkonzert

Sonntag, 20. März 2011

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Julla von Landsberg - Sopran

Claudia Mende - Barockvioline

Piroska Baranyay - Barockcello

Torsten Übelhör - Cembalo

Ein vorzüglich aufeinander eingespieltes Ensemble: die Hofkapelle Schloss Seehaus. Sängerin Julla von Landsberg erntete für ihre überbordende Darstellung Standing Ovations.


Westfälische Nachrichten vom 22.03.2011

von Dr. Johannes Hasenkamp

Von Liebe und Leidenschaft

Hofkapelle Schloss Seehaus beendete die Kammerkonzertsaison

Telgte. Es fehlte nur noch ein Schloss mit festlich erleuchtetem Spiegelsaal in diesem Barockkonzert am Sonntag unter dem Titel "Opéra en miniature". Streng genommen handelte es sich um ein Konzert mit französischen Kantaten, das den Hörer aus dem eher nüchternen Bürgerhaus in die höfische Klangwelt des französischen 18. Jahrhunderts entführte. Dieses Förderprojekt des deutschen Musikrates endete mitreißend mit Rezitativ und Arie "De la Folie - Wahnsinn" aus dem Ballet "Platée" von Jean Philippe Rameau. Die überbordend drastisch-komische Darstellung durch die Sängerin löste Standing Ovation aus.

 

Das vorzüglich aufeinander eingespielte Ensemble der Hofkapelle Schloss Seehaus mit Julla von Landsberg (Sopran), Claudia Mende (Barockvioline), Piroska Baranyay (Barockcello) und Thorsten Übelhör (Cembalo) beendete zugleich die Kammerkonzertsaison 2010/11. Schon bei der Kantate "Medée" für Solo und "symphonie", das heißt Violine und Cello, wurde deutlich, wie natürlich die Barockinstrumente klanglich mit der in allen Lagen klar, schön und deutlich geführten Singstimme verschmelzen. Die mit dem Barockbogen gespielten Instrumente schienen gar selbst zu singen.

 

Julla von Landsberg führte anschaulich in die gesungenen Geschichten ein: Wie ein verletzter Liebhaber ein gefährlicher Feind sein kann, der in wahnsinniger Eifersucht seine Freundin durch ein vergiftetes Kleid zu ermorden versucht. Diese böse Geschichte jedoch konnte der Hörer getrost vergessen und sich vielmehr an der Schönheit dieser Kurzoper der Rache bis zur lebhaften Schlussarie erfreuen. Klanglich bezaubernd waren immer wieder die manchmal nur kurzen Einwürfe und Partien der Violine.

 

Zwei kunstvoll stilisierte Tanzsätze, Allemande & Courante von Jean Philippe Rameau, ruhig und sehr fein von Thorsten Übelhör gespielt, zeigten die Meisterhaftigkeit des Komponisten. Leider erwies sich das kleine Cembalo mit nur einer Klaviatur und keinerlei Hilfen als klanglich zu fein im Spiel mit den Streichern. In der Sonate e-Moll für Violoncello und Basso continuo von Jean Barriére, einem Pariser Cellisten, kam es mehr zur Geltung.

 

Noch zwei Szenen seien genannt: die Kantate "Arion" von André Campra, dem ältesten der Komponisten des Abends, und die Kantate "La Mort de Didon" von Michel Pignolet de Monteclaire, eine bewegende Geschichte von Liebe und Opfer.