Konzert-Rezension: Annika Treutler

Klavierabend

Sonntag, 16. Januar 2011

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Annika Treutler, Würzburg

Die junge Pianistin Annika Treutler bot ihrem Publikum im Bürgerhaus ein eindrucksvolles Musikerlebnis.


Westfälische Nachrichten vom 18.01.2011

von Dr. Johannes Hasenkamp

Zauberhafter Klavierabend

Annika Treutler im Bürgerhaus

Telgte. Natürlich, frei und ungezwungen, zugleich freundlich und ernsthaft: So präsentierte Annika Treutler, Schülerin von Matthias Kirschnereit in Rostock, am Sonntagabend beim Kammerkonzert des Kultur-Freundeskreises sich und die von ihr dargebotene Musik. Treutler hatte das angekündigte Programm erheblich geändert und zeigte dadurch noch eindrucksvoller ihre Interpretationsmöglichkeiten als bei reiner Klassik.

 

Sie fügte von Olivier Messiaen aus dem Zyklus "20 Blicke auf den Jesusknaben", einer mehr als zweistündigen Komposition von 1945, das 11. Stück "Premiere communion de la vierge" ein. Der Zyklus bietet eine Fülle von streng geordneten Bezügen, die schwer zu erfassen ist, was die Pianistin bei ihrer kurzen Einleitung auch gar nicht erst versuchte. An ihrem Spiel wurde deren Komplexität spürbar zwischen all den Feinheiten und Ausbrüchen, zwischen Erinnerungen an Messiaens Vogelstimmenbearbeitungen und mystischen Versenkungen. Die gut zehn Minuten wurden zu einem einzigartigen Erlebnis.

 

Der Komponist des folgenden Stückes, der aus Tokio stammende Toru Takemitsu (gestorben 1996), hat sein "Raintree Sketch 2" als Hommage an Messiaen geschrieben: respektabel blieb es hinter ihm zurück.

 

Mit dem bekannt beliebten großen Scherzo Nr. 2 op. 31 in b-Moll von Chopin hatte Treutler den Abend eröffnet. Kräftig, doch immer kontrolliert zugreifend verband sie dynamische Gegensätze wirkungsvoll, doch zugleich dezent mit feinen Lyrismen. Besonders die Pianostellen waren geradezu spannend. Mozarts beliebte Sonate A-Dur KV 331 ließ vor allem Treutlers makellose Spielfreude deutlich werden. Frisch und völlig unangestrengt wirkte der wirbelnde Schluss.

 

Ihre Fähigkeit, Übergänge wie selbstverständlich verbindend zu gestalten, zeigte die Pianistin in den acht "Fantasiestücken" op. 32 von Robert Schumann. Diese wechselnden Stimmungen zwischen innig und leidenschaftlich enden nicht gerade freudvoll. Da bot eine Mazurka von Chopin als Zugabe ein gutes Gegengewicht. Ein zauberhafter Klavierabend. Der Kultur-Freundeskreis sollte Annika Treutler wieder einladen.