Konzert-Rezension: Ensemble Gagliano

Kammerkonzert

Sonntag, 7. November 2010

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Karina Buschinger - Violine

Aline Saniter - Viola

Julian Steckel - Violoncello

Das Ensemble Gagliano bot seinem vielleicht etwas überraschten Publikum drei relativ selten gespielte Werke, aber die Aussahl gefiel.


Westfälische Nachrichten vom 09.11.2010

von Dr. Johannes Hasenkamp

Ein Abend der leisen Töne

Kammerkonzert im Bürgerhaus

Telgte. Sehr gut an kam im Bürgerhaus das in der Musikgeschichte stiefmütterlich behandelte Streichtrio. Das Ensemble Gagliano (es trägt den Namen einer Geigenbauerfamilie in Neapel) mit Karina Buschinger, Violine, Aline Santer, Viola, und Julian Steckel, Cello, gestaltete den Kammermusikabend des Kultur-Freundeskreises. Ihr Programm - selten gespielte, originelle Werke - stellte der Aufgeschlossenheit des Telgter Publikums ein gutes Zeugnis aus: das Streichtrio des Franzosen Jean Francaix, die Serenade des Ungarn Ernst von Dohnanyi und das Streichtrio c-Moll op. 9/3 von Beethoven.

 

Die Gattung Streichtrio entstand aus Serenade und Divertimento, und das zeigten die Werke von Francaix und Dohnanyi deutlich. Statt gewichtiger Vierstimmigkeit erklang bei Francaix ein schnelles, rhythmisches Gewisper. Die Bögen hüpften leichtfüßig über die Saiten. Alles blieb im Piano und Pianissimo - ein fein strukturiertes Spiel. Erst im noch schnelleren Scherzo gab es kleine dynamische Ausbrüche und vor allem klangliche Überraschungen. Ein Thema, eher ein Motiv, beherrschte das Andante, leicht melancholische Partien schlichen sich ein. Das Rondo gab sich teils forte und energisch, unterbrochen durch leise lyrische Zwischenspiele. Man hatte den Eindruck, dass sich ein Lausejunge einen musikalischen Spaß machte.

 

In der Serenade von Dohnanyi fand es eine kompaktere Fortsetzung. Energisch kam das "Marcia" daher, doch blieb ein leichter Serenadenton. Die "Romanze" bot der Bratschistin eine schöne Kantilene, das Scherzo blieb ein kurzes, dynamisch wechselndes Zwischenspiel mit schnellen Partien. Höchst kunstvoll und technisch anspruchsvoll erklang das "Tema con Variazioni". Das Finale wurde mit einem turbulenten, fast symphonischen Schlussakkord beendet. Spiel- und Klangfreude allenthalben!

 

Teils düstere Leidenschaftlichkeit und dramatische Kraft prägten den Eingangssatz von Beethovens Streichtrio. Da war man plötzlich in einer anderen Welt. Zunächst erregt wie im Eingangssatz, ging das Finale in versöhnliche Züge über.

 

Das Publikum war vielleicht etwas überrascht: drei unbekannte Werke, doch spendete es lebhaften Beifall.