Konzert-Rezension: Duo Kang - Kusnezow

Kammerkonzert

Sonntag, 10. Oktober 2010

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Byol Kang - Violine

Boris Kusnezow - Klavier

Die Violinistin Byol Kang und der Pianist Boris Kusnezow begeisterten am Sonntagabend beim Kammerkonzert im Bürgerhaus.


Westfälische Nachrichten vom 12.10.2010

von Axel Engels

Eine Lehrstunde besten gemeinsamen Gestaltens

Konzert von Violinistin Byol Kang und Pianist Boris Kusnezow

Telgte. Von Johann Sebastian Bach bis César Franck ist es stilistisch ein ganz weiter Weg. Wie meisterhaft man ihn gehen kann, zeigten am Sonntagabend die Violinistin Byol Kang und der Pianist Boris Kusnezow. Mit diesen beiden noch jungen Musikern hat der Kultur-Freundeskreis den Musikliebhabern einen wahrlich zauberhaften Abend geschenkt.

 

Byol Kang zählt zu den ganz großen Talenten. Bereits mit elf Jahren war sie Jungstudentin an der Musikhochschule Rostock. Aber sie ist zum Glück nicht eine reine Virtuosin, sondern eine ernsthafte und ganz sensible Musikerin. Mit Boris Kusnezow hatte sie einen gleichwertigen Partner am Flügel. Beide wurden wiederholt für ihr Spiel mit renommierten Preisen ausgezeichnet, als Duo erhielten sie den Preis des deutschen Musikwettbewerbs.

 

Die gewachsenen Natürlichkeit des musikalischen Dialogs war vielleicht das besondere Geheimnis ihres faszinierenden Spiels. Denn technisch so versierte Musiker findet man vielleicht häufiger, aber selten musizieren sie mit solcher Eleganz und meisterhafter übereinstimmender Gestaltung.

 

Bei der bekannten "Sonate Nr. 4 c-Moll BWV 1017" gelang eine sehr intime Interpretation bei den langsamen Sätzen, gemeinsame Phrasierung und Melodieführung zeigten dieses Werk in seiner ganzen Schönheit. Lebendigkeit und Spielfreude übertrug sich bei den Allegro-Sätzen, wobei Boris Kusnezow mit dem geöffneten Flügel die Violine von Byol Kang niemals zudeckte.

 

Solche Sensibilität am Klavier bedarf schon einer außerordentlichen pianistischen Anschlagskultur. Der warme Klang der Amati-Violine aus dem Jahre 1678 konnte sich so ganz frei entfalten.

 

Mit der "Sonate Nr. 1 a-Moll op. 105" von Robert Schumann hatten Byol Kang und Boris Kusnezow ein Werk gewählt, das man nur selten im Konzert hören kann. Dieses rätselhafte, teils verschlossen wirkende Stück zog das Publikum bei dem sehr leidenschaftlichen Spiel in seinen Bann. Mit ungewöhnlichem Anfang ist die permanent in Bewegung, das dynamische Spektrum ändert sich oftmals ganz gravierend. Lyrische Momente fügten sich in das polyphone Stimmgewebe im ersten Satz.

 

Idylle und Märchenwelt zeigte sich im zweiten Satz, allerdings eine trügerische. Denn der Fluss der Musik geriet bei der Zerbrechlichkeit der Melodien immer wieder ins Stocken. Mit dieser Sonate haben Byol Kang und Boris Kusnezow eine Lehrstunde besten gemeinsamen Gestaltend geliefert, wie man sie sich nicht schöner wünscht.

 

Nach der Pause ging es dann in eine ganz andere musikalische Welt. Die ausdrucksstarke "Sonate g-Moll" von Claude Debussy spielte das Duo mit Esprit und Finesse. Spieltechniken und Klänge der Sinti und Roma hatte Debussy in Budapest kennengelernt. Diese Einflüsse hat er in dieser Sonate verarbeitet. Innovative Klangfarbe und harmonische Mehrdeutigkeiten verzauberten das Publikum, das Spiel des Duo eröffnete eine an Kontrasten reiche Musik. Mit der 1886 entstandenen "Sonate A-Dur" von César Franck erlebte man ein an Schönheit, Fantasie, Schärfe und Dramatik reiches Werk. Gleich einem Feuerwerk der Gefühle spielten Byol Kang und Boris Kusnezow dieses sehr anspruchsvolle Werk.