Konzert-Rezension: Amaryllis Quartett

Kammerkonzert

Sonntag, 15. Februar 2009

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Gustav Frielinghaus - Violine

Lena Wirth - Violine

Lena Eckels - Viola

Yves Sandoz - Violoncello

Das Amaryllis-Quartett begeisterte die Zuhörer am Sonntagabend im Bürgerhaus


Westfälische Nachrichten vom 17.02.2009

von Dr. Johannes Hasenkamp

Überraschende Entdeckung

Amaryllis-Quartett fesselte vor allem mit Unbekanntem

Telgte. Erst beim Hören wurde deutlich, wie originell das deutsch-schweizerische Amaryllis-Quartett das Konzert im Bürgerhaus zusammengestellt hatte. Natürlich, alle freuten sich auf Schubert, der hier zum Beispiel für eine kaum fassbare Entwicklung eines Musikers in kürzester Zeit wurde. Doch das Ereignis des Abends war das völlig unbekannte Werk eines wenigstens hierzulande völlig unbekannten Musikers, das klassisch gebaute viersätzige Streichquartett Nr. 1 op. 2 des ungarischen Komponisten Geza Frid von 1926.

 

Frid wurde 1904 in einem kleinen Dorf in Ungarn geboren, studierte in Budapest bei Bartok und Kodaly, reiste als Konzertpianist durch fast die ganze Welt, wurde vom Faschismus vertrieben. Einen ungarischen Ton hat er behalten und ein eigenes Temperament, das Frid zu starken rhythmischen Akzenten führt. Fast unglaublich auch die Fülle instrumentaler und damit klanglicher Einfälle. Klanglich tritt im ersten Streichquartett vor allem das von Yves Sandoz virtuos-kraftvoll gespielte Cello hervor. Durch den Platz rechts vorn kam auch die fein und klar klingende Bratsche von Lena Eckels sehr schön heraus, während die Violinen von Gustav Frielinghaus und Lena Wirth wie ein einträchtiges Gespann den großen Diskantbereich strahlend beherrschten.

 

Abwechslungsreiches Musizieren, viele spritzige Einfälle, dramatisch steigende Linien und stille, fast geheimnisvolle Partien: Eine durchaus eigene Musiksprache fesselte. Die Überraschung war so groß wie die Begeisterung.

 

Eingerahmt wurde Geza Frid von Schubert, je einem Werk des 16-jährigen und des 27-jährigen, von den Streichquartetten Es-Dur Nr. 10 D 87, das der Komponist wohl mehr für den Hausgebrauch schrieb, und dem in d-moll Nr. 4 D 810 "Der Tod und das Mädchen". Hier konnte man im Vergleich den ungeheuren Unterschied in der Gewichtigkeit erleben. Das Amaryllis-Quartett spielte das frühe Stück, das hier zunächst den Platz eines Einspielstückes einzunehmen schien, mit solcher Hingabe und derartig sorgfältiger Ausarbeitung, dass es geradezu einen höheren Rang erhielt, da es bis ins Feinste ernst genommen wurde.

 

Gewichtiger und viel bekannter ist das d-moll-Quartett, das in seiner ganzen dunklen Größe entstand und Atemlosigkeit auslöste. Die Disziplin, die feine Abstimmung untereinander, Temperament und Spielfreude und nicht zuletzt die Kunst des Pianospiels ließen nur einen Wunsch offen: wiederkommen.