Konzert-Rezension: Gran Guitara Quartett

Kammerkonzert

Sonntag, 20. September 2009

Bürgerhaus Telgte

 

Gran Guitara Quartett

Cem Celiksirt – Gitarre

Shawn Pickup – Gitarre

Juan Carlos Arancibia – Gitarre

Ozan Coskun – Gitarre

Die Möglichkeiten, die die Gitarre bietet, hat das multikulturell besetzte Quartett am Sonntagabend großartig genutzt. Das Publikum reagierte begeistert.


Westfälische Nachrichten vom 22.09.2009

von Dr. Johannes Hasenkamp

Allerweltsinstrument mit klanglichen Feinheiten

"Gran Guitarra Quartett" eröffnete am Sonntagabend im Bürgerhaus die Kammerkonzertsaison

Telgte. Da konnten die Zuhörer ins Staunen kommen angesichts so vieler klanglicher Feinheiten. Der Kultur-Freundeskreis hatte am Sonntagabend zur Eröffnung der Kammerkonzertsaison das "Gran Guitarra Quartett" eingeladen. Es bot bei feinster Musik zugleich internationale Einigkeit: Juan Carlos Arancibia aus Peru, Shawn Pickup aus Kanade und Cem Celiksirt aus der Türkei sowie Ozan Coskun, ein in Nürnberg geborener Türke, brachten nichts mit als ein Allerweltsinstrument, eine Gitarre. Das Ergebnis war verblüffend. Sie gaben jeweils auch kleine Einführungen in die Stücke.

 

Da hieß es, die Ohren aufzusperren und hohe Musikalität mit einer Fülle klanglicher Nuancen zu entdecken. Die Zusammenstellung, vier allerdings klangvolle Gitarren, ist höchst selten. Ihre Möglichkeiten wurden großartig genutzt.

 

Vier Tänze aus der "Terpsichore" des Michael Praetorius (gestorben 1621) erklangen sehr klar in den Stimmen, zugleich mit vorsichtiger dynamischer Abstufung und mit tänzerisch-höfischer Galanterie. Diese ältesten Stücke des Abends öffneten den Zugang zu einer differenzierten klanglichen Welt, die vor allem Stücke des 19. und 20. Jahrhunderts nutzten.

 

Das zeigten sofort die "Estampas" von Federico Moreno Toroba (gestorben 1982) mit einfachen, doch abwechslungsreichen dörflichen Szenen, reizvoll selbst in "Camino del Molino - Weg zur Mühle". Ozan Coskun interpretierte solo "Campanas del Alba", kleine, teils wehmütige Eindrücke. Das Quartett überraschte mit Luige Boccherinis "Introduktion & Fandango" - einer ausgedehnten, ruhigen und vielschichtigen Einführung und einem energischen, rhythmisch bestimmten Tanz mit rasselnder Anschlagtechnik an der Gitarre.

 

Carlo Domeniconi (gestorben 1947) setzt in seinem Stück "Oyun (Spiel)" angelehnt an die klassische Trioform in sehr selbstständigen Stimmen noch mehr klanglichen Wechsel ein. Schön zu verfolgen waren die beiden Stimmen der drei Inventionen von Bach, gespielt von dem Duo Arancibia/Celiksirt. Shawn Pickup meisterte als Solist das schwer zu greifende "Choro da Saudade" von Agustin Barrios (gestorben 1944) klanglich apart.

 

Danach durfte das Publikum gespannt sein auf die bekannte "Carmen-Suite" von Bizet. Wieder wurde es mucksmäuschenstill, wurde der ganze Zauber dieser Musik mitsamt den auf die Zargen der Instrumente getrommelten Kastagnettenrhythmen gegenwärtig.

 

Sehr angetan von der Begeisterung, die sie auslösten, setzten die vier vereinten Solisten noch eine Tokkata von Léo Brouwer drauf.