Konzert-Rezension: Sinfonietta Köln

Orchesterkonzert

Sonntag, 9. März 2008

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Sinfonietta Köln

Dirigent: Cornelius Frowein

Solo-Violoncello: Jonas Gaube

Die Sinfonietta Köln ist ein relativ kleines Orchester. So passten zum Glück alle Musiker auf die Bühne. Zum Abschluss der Kammerkonzertsaison 2007/2008 erlebten die Besucher einen im wahrsten Sinne des Wortes klangvollen Abend.


Westfälische Nachrichten vom 11.03.2008

von Dr. Johannes Hasenkamp

Ein furioses Saisonfinale

Sinfonietta Köln lockte mehr Besucher als sonst ins Kammerkonzert

Telgte. Die Sinfonietta Köln unter ihrem Leiter Cornelius Frowein sorgte am Sonntag Abend im Bürgerhaus für einen glänzenden Abschluss der Konzertsaison des Kultur-Freundeskreises. Schon der Anblick eines kompletten, wenn auch kleinen Orchesters auf der Bühne weckte gespannte Erwartung. Mehr Musikfreunde als sonst kamen. Sie wurden durch zumeist festliche Töne in begeisternder Ausführung belohnt.

 

Durch den Rundfunk bekannte Klänge eröffneten. Das Divertimento D-Dur KV 136 von Mozart, oft umstritten, ob für Streichquartett oder Orchester gedacht, entfaltete in der Orchesterbesetzung seinen ganzen Charme. Vermutlich hat der junge Mozart (er schrieb im Winter 1771/72 gleich drei Divertimenti) durchaus praktisch denkend an eine Aufführung sowohl als Streichquartett wie als Sinfonia gedacht. An diesem Abend betonte der Dirigent das Dynamische. Einem Streichquartett wäre das in diesem Maße nicht möglich. Mit liebevoller Genauigkeit gab er allen Stimmen ihr Recht. "Blitzblank", möchte man sagen, war das Ergebnis.

 

Die sorgfältig ausgearbeitete dynamische Gestaltung kennzeichnete alle Werke des Abends. Sie kam auch Cellokonzert in C-Dur von Joseph Haydn zugute, das nach 200 Jahren Vergessenheit 1961 erst entdeckt wurde und dem häufiger gespielten D-Dur nicht nachsteht. Solistisch anspruchsvoll steckt schon der spritzige erste Satz voller Einfälle. Vor allem der innige zweite Satz, der weithin das Cello herausstellt, ist viel mehr als Fingerfertigkeit. Er lässt geradezu romantisches Empfinden ahnen. Das ganze Werk ist von großer Leichtigkeit. Das vermittelte überzeugend der junge, aus Aachen stammende Solist Jonas Gaube. Selbst im rasenden Finale fehlte kein Ton. Gaube war stets präsent im feinsten wie im kraftvoll "männlichen" Strich. Die Sinfonietta Köln erwies sich als mitdenkender Begleiter im energischen, doch nie übertriebenen Forte wie in feinen, fast verklingenden Nuancen. Das Stück ist eine Perle.

 

Gleich zehn klangliche Perlen gab es nach der Pause. Der israelische und in Russland aufgewachsene Bratscher Radolf Barschai hat aus Prokofieffs für Klavier geschriebenen 2n "Visions fugitives" op. 22 zehn aufs Streichorchester übertragen. Er schuf damit zehn Beispiele für sehr unterschiedliche Klangfarben, die der Dirigent Frowein zuvor mit deinem Orchester an Beispielen erläuterte. Das wurde vom Publikum dankbar aufgenommen und halb beim Erfassen der kurzen Stückchen. Es sind wirklich recht flüchtige, aparte Klangbilder von unverwechselbarem Prokofieff-Klang. Damit stieß dieses Konzert vorsichtig in neuere Musik vor.

 

Hugo Wolfs "Italienische Serenade" von 1887 beschloss mit ihrer Vielschichtigkeit auf engem Raum nicht weniger schwungvoll gespielt den Abend. Als Zugabe wählte die Sinfonietta die "Elegie" aus den "Aquarellen" von Niels Wilhelm Gade, der einst in Leipzig Mendelssohns Nachfolger als Gewandhauskapellmeister war.