Konzert-Rezension: Gürzenich Cello Trio

Kammerkonzert

Sonntag, 25. Februar 2007

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Franziska Leube - Violoncello

Juliane Lopper - Violoncello

Georg Heimbach - Violoncello


Westfälische Nachrichten vom 27.02.2007

von Dr. Johannes Hasenkamp

Eine Entdeckungsreise mit singenden Celli

Gürzenich-Trio entlockte den Instrumenten Überraschendes

Telgte. Ruhig, ja traurig, begann das Gürzenich-Cellotrio aus Köln am Sonntagabend sein Konzert im Bürgerhaus. Der Kultur-Freundeskreis hatte mit der Einladung dieses Trios (Juliane Lopper, Franziska Leube und Georg Heimbach) wieder einen guten Griff getan. Es blieb nämlich keineswegs so ruhig und traurig wie die ersten, klanglich delikat differenzierten Töne vielleicht erwarten ließen. Es handelte sich um den Eingangssatz "Lentement" zur Suite d-Moll aus den "Pieces de viole" von Louis Caix d'Hervelois, einem französischen Gambenvirutosen und Kammermusikus des Herzogs von Orléans, gestorben 1730 in Paris. Das sehr melodiöse viersätzige Stück, für Gamben geschrieben, blieb nicht die einzige Bearbeitung des Abends, denn Originalkompositionen für drei Celli sind überaus rar.

 

Doch eignen sich manche Kammermusikwerke sehr wohl dazu, auf drei Celli übertragen zu werden. So wurde der Abend eine kleine Entdeckungsreise. Bei stets gleich bleibender Besetzung gestalteten ihn die Musiker ungemein abwechslungsreich. Wer Beethovens frühe Variationen über "Reich mir die Hand mein Leben" aus "Don Giovanni" kannte, erlebte sie nun statt von zwei Oboen und Englischhorn gespielt in der sehr gesanglichen Darbietung mit drei Celli. Es stellte sich zudem heraus, was in Bachs Gambensonate noch deutlicher wurde, dass die Stimmen sehr klar und deutlich zu verfolgen waren. In diesen frühen Variationen ist zudem das Thema, das betörende Drängen, mit dem Don Giovanni Zerlina zu überreden versucht, immer deutlich gegenwärtig.

 

Verzwickter geht Strawinsky mit den Themen aus seinem Ballet "Pulcinella" um. Er nimmt die barocken Melodien nicht so ernst, verarbeitet sie spielerisch, ja übermütig. Sein Werk hat mehrere Bearbeiter dazu gereizt, es für verschiedene Instrumente einzurichten. Es bleibt die leicht barocke Geste. Belebend kommt das rhythmische Element dazu nebst spieltechnischen Finessen wie dem Springbogengezwitscher.

 

Ganz anders geht es in Bachs eleganter Gambensonate zu, ursprünglich für Gambe und Cembalo geschrieben. Bis zum virtuosen Schlussallegro sind die Stimmen klar zu verfolgen. Doch dann folgten zwei Originalwerke für drei Celli. Während in Georg Heimbachs "Hommage" (an Schubert) der Walzer des ersten Satzes mehr im Hintergrund bleibt, kommt im Mittelteil des ausgedehnten, energisch bis harsch einsetzenden Prestos das Thema aus Schuberts "Winterreise" zu Wort. Auf den nur wiederholten Beginn dieses Satzes folgt ein ruhiges, schön "gesungenes" Adagio. Dieses "Singen" der Celli war ein besonderes Erlebnis dieses Abends.

 

Ihn beendete ein expressives Werk von 1933, das "Andante e Scherzo pour trois violoncelles" von Maximilian D'Ollone. Hier werden den drei Celli deutlich gleichberechtigte Linien zugewiesen. Das virtuose Element fehlt nicht. So viel Verschiedenem von drei gleichen Instrumenten fügten die Kölner als Zugabe noch etwas anderes, einen außerordentlich feinen und kultivierten Ragtime hinzu. Doch mehr als ihre Vielseitigkeit beeindruckte ihre Musikalität gepaart mit instrumentaler Akkuratesse.