Konzert-Rezension: Folkwang-Akkodeontrio

Kammerkonzert

Sonntag, 17. Dezember 2006

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Grzegorz Stopa - Akkordeon

Marko Kassl - Akkordeon

Alexander Matrosov - Akkordeon


Westfälische Nachrichten vom 19.12.2006

von Dr. Johannes Hasenkamp

Orchesterklang

Folkwang Akkordeontrio gastierte im Bürgerhaus

Telgte. Ein Publikumsmagnet war das Kammerkonzert des Kultur-Freundeskreises am Sonntagabend im Bürgerhaus nicht. Das lag wohl auch an den vielen Weihnachtskonzerten und -essen so kurz vor dem Fest. Etwas Besonderes und noch nie Erlebtes war das Konzert aber gewiss: Mozart auf drei Akkordeons. Das mochte manchen irritieren.

 

Selbst wer solche Übertragungen auf andere Instrumente nicht schätzt, kam musikalisch auf seine Kosten angesichts des brillanten technischen Könnens und des mitreißenden Temperaments von Grzegorz Stopa aus Polen, Marko Kassl aus Österreich und Alexander Matrosov aus Kasachstan. Sie alle sind in Deutschland heimisch geworden und haben sich zu einem homogenen Trio zusammengefunden unter dem Namen der 1927 in Essen gegründeten Folkwang-Schule.

 

Nur ein Originalwerk war an diesem Abend zu hören, geschrieben für drei Bajane von dem 1948 geborenen Finnen Jukka Tiensuun. Er kennt sich mit den Möglichkeiten dieser Akkordeons aus, wie sein abwechslungsreiches Stück "mutta... (aber)" bewies. Fabelhaftes Zusammenspiel der drei Musiker war Vorraussetzung für energisches Forte, rhythmische Überlagerungen, spritziges Stakkato und allerfeinste Pianissimi.

 

Die enormen klanglichen Möglichkeiten der Bajane wurden gleich in den ersten Werken des Abends deutlich, in Mozarts Ouvertüre zu "Die Hochzeit des Figaro" und der Ariette daraus "Sagt holde Frauen".

 

Eine Überraschung war zudem die Durchhörbarkeit der Kompositionen. Die drei Instrumente boten nicht nur täuschend ähnlichen Orchesterklang, sondern ließen auch Innenstimmen hörbar werden, die man bei Aufführungen eines Orchesters gar nicht wahrnimmt. In der Ariette bezauberte die reine, klare "Singstimme". Entsprechendes ließ sich aucb bei der Ouvertüre zur "Zauberflöte" wahrnehmen sowie bei "Winter" und "Frühling" aus Vivaldis "Jahreszeiten". Wie leise und geheimnisvoll war der Beginn des "Winters", frappierend die exakten Vibrati - hervorgerufen durch die schnellen Wechsel des Luftdrucks aus den Bälgen. Die Sologeige trat immer klar hervor. Fast konnte man vergessen, dass Vivaldi reine Streichermusik schrieb.

 

Den zweiten Teil des Abends bildete konzertante Tangomusik von Astor Piazzola. Der Argentinier hat selbst verschiedene Arrangements seiner Werke hergestellt und das Folkwang Trio ebenfalls. Aus einfachen Tänzen wurden oft geradezu bizarre Fantasien. Das hoch entwickelte Instrument versetzte das Publikum in Staunen, die Musikalität des Trios begeisterte.