Konzert-Rezension: Duo Palimina - Reznik

Liederabend

Sonntag, 29. Oktober 2006

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Anna Palimina - Koloratursopran

Eleonora Reznik - Klavier


Westfälische Nachrichten vom 31.10.2006

von Dr. Johannes Hasenkamp

Eine Stimme von bewundernswerter Reife

Liederabend mit Anna Palimina im Bürgerhaus

Telgte. Gesangsabende sind rar geworden. Nach dem Kammerkonzert des Kultur-Freundeskreises am Sonntagabend im Bürgerhaus kann man das nur einmal mehr bedauern. Die Koloratursopranistin Anna Palimina aus Moldawien machte den Liederabend mit ihrer Partnerin am Klavier, Eleonora Reznik aus Moskau, durch ihre junge, wandlungsfähige Stimme und ihre Intensität zu einem Erlebnis.

 

Die Künstlerinnen hatten ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, bevorzugt mit weniger bekannten Stücken von Schubert ("Die Männer sind méchant"), Liszt ("Lorelei") und Hugo Wolf (fünf Eichendorff-Vertonungen aus dem Nachlass).

 

Dass Sängerin und Pianistin tadellos miteinander musizierten, wurde schnell deutlich. Schön wäre es gewesen, wenn für die früheren Vertonungen ein Instrument der Zeit zur Verfügung gestanden hätte. Auch ist zu fragen, ob der Flügel voll geöffnet sein musste. Die klangliche Balance war nicht in idealem Maße vorhanden. Indessen besitzt Anna Palimina eine so kräftige und klare Stimme, dass sie kaum in Gefahr gerät unterzugehen.

 

Von bewundernswerter Reife ist ihre außerordentlich abwechslungsreiche Gestaltung. Diese Wahrheit des Ausdrucks wird mit sicherer Leichtigkeit geboten; anschaulich unterstützt durch Mimik und leichte Gestik. Das Melodische erklang klar. Schelmisches wurde bezaubernd liebeswürdig geboten. Es fehlte weder an ruhiger Darstellung noch an spritzigem Temperament.

 

Eine Überraschung dürfte für viele Hörer die Gruppe der vier englischen Lieder von Haydn gewesen sein. Obwohl er an die 50 Lieder für Klavier und Singstimme geschrieben hat, ist er als Liederkomponist wenig bekannt. Seine englischen Lieder geben Singstimme wie Klavier ihre besondere Eigenart. Es sind nicht nur kleine Nebenwerke, sondern gewichtige Meisterwerke voll Intimität des Liedes und Stimmungsdichte. Das Klavier ist mehr als Partner oder gar nur Begleiter, vielmehr von größter Selbstständigkeit, fast wie ein Orchester. Beide Künstlerinnen vermittelten dies überzeugend.

 

Warme Romantik klingt aus Griegs "Sechs Liedern" op. 48. Auch sie stellten der Sängerin schwere Aufgaben, verlangen Höhe und Ausdruck. "Die verschwiegene Nachtigall" nach Walther von der Vogelweide bezaubert mit ihrem "Tandaradei". "Ein Traum" bildet einen fulminanten Abschluss.

 

Dieser wurde allerdings überboten von den späten vier Liedern aus " Serate musicali" von Giocchino Rossino, vor allem mit abschließenden "La Danza. Tarantella napoletana", einer unnachahmlichen Mischung von italienischer Glut und rhythmischer Bewegungsfreude. Danach eine Zugabe zu bieten, war nicht sinnvoll. Die wild wirbelnde Tarantella war der denkbar beste Abschluss.