Konzert-Rezension: Marutti-Trio

Kammerkonzert

Sonntag, 19. März 2006

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Katherina Titova - Klavier

Alla Rutter - Violine

Konstantin Manaev - Violoncello


Westfälische Nachrichten vom 21.03.2006

von Dr. Johannes Hasenkamp

Krasse Gegensätze zum Saisonausklang

MaRutTi-Trio bot merkwürdiges Programm beim Kammerkonzert im Bürgerhaus

Telgte. Ein begabtes junges Klaviertrio stellte sich am Sonntagabend im Bürgerhaus zum Abschluss der Kammerkonzertsaison vor: das MaRutTi-Trio. Katherina Titova (Klavier), Alla Rutter (Geige) und Konstantin Manaev (Violoncello) boten ein merkwürdiges Programm zum 250. Geburtstag Mozarts und zum 100. Geburtstag von Dimitri Schostakowitsch: Mozarts Klaviertrio B-Dur KV 254, 1776 in Salzburg geschrieben, das Klaviertrio Nr. 2 d-Moll op. 67 von Mendelssohn-Bartholdy und das Klaviertrio Nr. 2 e-Moll von Dimitri Schostakowitsch.

 

Warum Mozarts Trio KV256? Da standen sechs bessere zur Wahl. Das frühe Trio verdient kaum diese Etikettierung, denn das Cello hat gar keine eigenständigen Aufgaben, darf nur ein paar Mal die Basslinie des Klaviers mitspielen. Das Klavier beherrscht das Stück, und es war ein Vergnügen, insbesondere im Adagio, die leicht und prägnant spielende Pianistin zu verfolgen. Die sehr sauber begleitende Geigerin hatte daneben keine besonderen Aufgaben. Das Ganze plätscherte freundlich dahin.

 

Das änderte sich schlagartig mit Mendelssohns Trio. Waren das noch dieselben Musiker? Das beliebteste der beiden Klaviertrios des Komponisten weckte offenbar die Musizierfreude. Da war ein ganz anderes Miteinander, da fühlten sich die drei gefordert und entwickelten sich zu einer mitreißenden Musiziergemeinschaft. Energischer wurde der Zugriff, delikat die Sommernachtstraum-Leichtigkeit und Waldgeisterfantastik im Scherzo verwirklicht. Federnde Leichtigkeit herrschte bei forschem Tempo, rhythmisch bestimmte Passagen lösten das verborgene Temperament und hohe Können aus.

 

Größer konnte der Gegensatz zum Trio von Schostakowitsch nicht sein. Vermutlich schockte er zunächst manche Hörer. Gut wäre es gewesen, wenn das Programm den Zusatz "Geschrieben 1944 in Lenigrad" getragen hätte. Der Komponist, der damals 38 Jahre alt war, widmete das Werk seinem im selben Jahr gestorbenen Freund Iwan Sellertschinski. Doch aus einem Requiem für ihn wurde ein erschütterndes Gedenken für alle, die in Leningrad Not, Gefahr, Hunger und Tod erlitten, letztlich für eine ganze Generation Kriegsopfer.

 

Auch an diesem Abend ergriff das Werk, wie an der Reaktion der Hörer abzulesen war. Das MaRutTi-Trio schien abermals verwandelt. Ernst und Engagement wirkten von den ersten überirdisch hohen Klängen des Cellos an. Hier schrieb sich der Komponist seine Not von der Seele. Der leise Ausklang hinterließ Fragen. Das war höchst eindrucksvoll. Das MaRutTi-Trio kam - allzu schnell - mit einer unpassenden, gleichwohl bravourös gespielten Zugabe, einem Tango von Astor Piazzolla.