Konzert-Rezension: Calmus Ensemble Leipzig

Kammerkonzert

Sonntag, 22. Januar 2006

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Anja Lipfert - Sopran

Sebastian Krause - Countertenor

Martin Lattke - Tenor

Ludwig Böhme - Bariton

Joe Roesler - Baß


Westfälische Nachrichten vom 24.01.2006

von Dr. Johannes Hasenkamp

Musikalische Harmonie in jeder Beziehung

Calmus Ensemble aus Leipzig wieder im Bürgerhaus

Telgte. Das Vergnügen war wieder groß. Diesmal hatten die Abonnenten des Kultur-Freundeskreises es sich selbst bestellt. Sie hatten vor etwa anderthalb Jahren bei einer Umfrage mit überwältigender Mehrheit den Wunsch geäußert, das Calmus Ensemble aus Leipzig noch einmal zu hören. Am Sonntagabend war es wieder im Bürgerhaus. Es bot "laute und leise Lieder - ein weltliches A-Cappella-Programm", wurde umjubelt, und erst nach drei Zugaben war Schluss.

 

Damit könnte diese Besprechung enden, denn es war wieder wie vor gut zwei Jahren. Anja Lipfert (Sopran) bildete mit Sebastian Krause (Countertenor), Martin Lattke (Tenor), Ludwig Böhme (Bariton) und Joe Roessler (Bass) ein Quintett "wie ein Mann", das mit sängerischem Können und absoluter Disziplin ein geschickt zusammengestelltes Programm mit Ernst und Humor, subtiler Sauberkeit im Ton und oft belebender Gestik bot.

 

Es blieb dabei angenehm zurückhaltend und bescheiden, vermied Übertreibung und anbiedernde Gefälligkeit. Scherz und Schmerz blieben im Gleichgewicht.

 

Hans Leo Hasslers "Tanzen und Springen" mochte, allzu bekannt, als Wahl etwas brav erscheinen. So locker, spielerisch flüssig, in hervorragend verständlichem Piano, wie es hier erklang, war es schon wieder neu und dazu spritzig wie eh und je. Liebevoll ausgefeilt war es ein Einstieg, der auf das Folgende begierig machte.

 

Vieles davon war unbekannt und umso überraschender. So Pierre Passereaus "Il est bel et bon", ein plapperndes Gespräch mit feinen Pianissimi, und Adriano Banchieris "Contrapunto bestiale alla mente", ein Spaß mit Stimmen von Hund, Katze, Kuckuck, Eule. Die große königliche Jagd aus Frankreich "La Chasse" von Clement Jannequin, wartete mit virtuosen Lautmalereien auf. Nicht ganz einfach auch "So da, mein liebes Brüderlein" von Johann Hermann Schein, ein ausgelassenes Trinklied, dessen Folgen das Quintett übermütig anschaulich machte.

 

Ernste Töne erklangen mit Purcells "If music be the food of love". Als tragische Liebesgeschichte erwies sich das schottische Volkslied "Loch Lomond". Sauberkeit im Ton ließ Max Regers chromatisch vertracktes "Es waren zwei Königskinder" leicht singbar erscheinen. Danach wirkte und war Wilhelm von Zuccalmaglios Bearbeitung "Schwesterlein" leicht kitschig, wenn auch wirkungsvoll. Abwechslung hieß die Devise. So folgte auf Schuberts Fischjagd "Die Forelle" mit traurigen Tönen die übermütige "Vogelhochzeit" von Fredo Jung.

 

Die Arrangements von Chansons und Popsongs nach der Pause gingen mehr an das Gemüt. Das Quintett veredelte durch seine Kunst die mangelnde musikalische Substanz. Als dritte Zugabe schloss Max Regers "Die Nacht ist gekommen" den Abend mit einem im besten Sinne frommen, stillen und kunstvollen Satz.