Konzert-Rezension: Trio Arundo

Kammerkonzert

Sonntag, 25. September 2005

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Elisabeth Seitenberger - Klarinette

Michael von Schönermark - Fagott

Jochen Ferber - Klavier


Westfälische Nachrichten vom 27.09.2005

von Dr. Johannes Hasenkamp

Ein besonderes Hörerlebnis

Trio arundo erstmals im Bürgerhaus

Telgte. Das Trio Arundo eröffnete am Sonntagabend im Bürgerhaus die neue Kammerkonzertsaison des Kultur-Freundeskreises. Der Name hatte wohl nicht sonderlich anziehend gewirkt, denn viele Plätze im Saal blieben frei. Ein kleines Stück Holz, das auf das Mundstück der Klarinette geschraubt oder gebunden wird, heißt lateinisch arundo donax und hat dem Trio den klangvollen Namen gegeben.

 

Die Besetzung eines Trios mit Klarinette, Fagott und Klavier ist nicht eben häufig und noch seltener zu hören. Dabei waren unter den sechs recht kurzen Werken des Abends einige, die es verdienten, häufiger gespielt zu werden.

 

Das eröffnende Divertimento Nr. 9 B-Dur KV 240 ist eines von fünfen, das Mozart um 1776 als Tafelmusik für den Erzbischof von Salzburg schrieb, also reine Unterhaltungsmusik. Das setzt die Qualität keineswegs herab. Bemerkenswert war hier auch die eigenständige Stimme des bisher meist nur als Grundierung gebrauchten Fagotts.

 

Größeres Gewicht hat das um 1800 geschriebene Duo für Klarinette und Fagott Nr. 1 C-Dur WoO von Beethoven mit seinen gleichwertigen Stimmen. Eine Überraschung war wohl das Concerto a fagotto principale des Opernkomponisten Rossini, der viel Bläserkammermusik schrieb. And die Stelle des Orchesters trat hier das Klavier mit sehr unterschiedlich anspruchsvollen Partien. Das Fagott wird dagegen höchst virtuos eingesetzt.

 

Michael von Schönermark spielte es mit wunderbarem Ton, makelloser Geläufigkeit und ausdrucksvoller Gesanglichkeit. Die zwar mit Allegro, Largo und Rondo bezeichneten Sätze wirkten wie kleine Opernszenen. Jochen Ferber begleitete auch hier zuverlässig, zurückhaltend und geschmeidig mitgehend am Klavier.

 

Mendelssohn komponierte um 1832/33 zwei Konzertstücke für diese Besetzung. Die Nr. 2 d-Moll op. 114 versah er mit humorvollen Widmungen als Dank an die beiden Klarinettisten Heinrich und Karl Bärmann, die die Anregung zu dem Stück gegeben hatten. Elisabeth Seitenberger an der Klarinette und Michael von Schönermark (Fagott) blieben der liebenswerten Komposition nichts schuldig.

 

Schönermark wurde mit dem Concertino in zwei Sätzen des Pariser Musikprofessors Marcel Bitsch abermals reichlich Gelegenheit geboten, seine Spielkultur zu beweisen. Im Duett-Concertino von Richard Strauss trat wieder Elisabeth Seitenberger hinzu. Sie verkörperte die lustige Klarinette gegen das traurige Fagott, bis sich beide in einem langen Rondo in trauter Zweisamkeit einig wurden.

 

Eine Zugabe bleib nicht aus: der letzte Satz aus dem Trio pathétique von Michail Glinka. Ein besonderes, seltenes Hörerlebnis wurde mit jugendlicher Frische geboten.