Konzert-Rezension: Duo Grofmeier - Nguyen

Kammerkonzert

Sonntag, 5. Dezember 2004

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Sabine Grofmeier, Klarinette

Tra Nguyen, Klavier


Westfälische Nachrichten vom 07.12.2004

von Dr. Johannes Hasenkamp

Einfühlsame Partnerinnen

Kammermusik für Klavier und Klarinette

Telgte. Kammermusikabende für Klarinette und Klavier sind nicht gerade häufig. Der des Kultur-Freundeskreises am Sonntag im Bürgerhaus mit Sabine Grofmeier (Klarinette) und Tra Nguyen (Klavier) war zudem abwechslungsreich. Solo bot die Klarinettistin das eindrucksvollste Stück des Abends, den dritten Satz aus Olivier Messiaens "Quartett vom Ende der Zeit" von 1940/41 mit dem geheimnisvollen Titel "Abgrund der Vögel". Aus feinsten, düsteren, lange liegenden Tönen steigen, glockig angeblasen, sehnsüchtige und jubelnde Vogelrufe.

 

Daneben verblasste jede technische Vertracktheit, wie schon Debussys "Première Rhapsodie" sowie nachfolgend die fünf "Sarcasmen" op. 17 von Sergej Prokofjew sie bieten. Sabine Grofmeier führte in die Stücke liebenswürdig und kurz ein. Die "Sarcasmen", von Tra Nguyen überlegen gemeistert, sind jedoch nicht ein nur technisch, sondern auch inhaltlich ungewöhnlich schwieriges Werk, das einer eingehenderen Vermittlung bedarf und hier beziehungslos zwischen den Nachbarn stand. Die Pianistin erwies sich darüber hinaus als einfühlsame Partnerin.

 

Denkbar krass war der Unterschied zu Antonio Amorosos "Danza carnevalesca", einer tänzerisch leichten, liebenswürdigen Spielmusik. Die Klarinettistin hatte den Veranstalter gefragt, ob sie dieses Stück in das Programm einfügen dürfe, was dieser freudig bejahte. Amoroso wohnt in Warendorf und konnte selbst den Beifall entgegennehmen.

 

Etwas Schwierigkeiten dürften manche Höherer mit der Sonate für Klarinette und Klavier Es-Dur op. 120/2 von Brahms gehabt haben. Im Programm waren die Satzbezeichnungen der Sonate 120/1 angegeben. Das dürfte allerdings die Freude an den melodischen, leicht melancholischen Klängen nicht getrübt haben, in die Brahms unauffällig die virtuosen Möglichkeiten des Instruments eingearbeitet hat. Klarinette und Klavier waren wie zwei sich unterhaltende Partner. Es fehlte etwas an Intensität.

 

Tatsächlich überzeugte der zweite Teil mehr. Die Musikerinnen hatten die Fantasiestücke op. 43 des dänischen Komponisten Nils Wilhelm Gade hervorgeholt. Fein phrasiert, romantisch-freundlich erklangen seine musikalischen Kurzgeschichten.

 

Dagegen stand der Kontrast mit Messiaens "Abime", das zum Höhepunkt des Abends wurde. Ihm folgte das virtuos unterhaltende Konzertstück "Grand duo concertant" op. 48 von Weber. Hier boten die Musikerinnen mit gestiegener Intensität und Spielfreude feinnerviges Konzertieren, aus dem man im ersten Satz schmunzelnd die Melodie "Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht" und im letzten Webers "Wolfschlucht"-Stimmung heraushörte.