Konzert-Rezension: Goldberg Trio

Kammerkonzert

Sonntag, 25. Januar 2004

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Verena Schoneweg, Violine

Harald Schoneweg, Viola

Christian Brunnert, Violoncello


Westfälische Nachrichten vom 27.01.2004

von Dr. Johannes Hasenkamp

Von Ersatz konnte keine Rede sein

Das Goldberg-Trio aus Bonn begeisterte seine Zuhörer beim Kammerkonzert im Bürgerhaus

Telgte. Zunächst Bedauern: ein ganz anderes Programm! Da ein Mitglied des Kölner Gürzenich-Cello-Trios krank geworden war, musste das Ensemble das Konzert in Telgte absagen. Doch es gelang dem Kultur-Freundeskreis, kurzfristig das Goldberg-Streichtrio aus Bonn zu verpflichten. Schade, meinten manche, dass die Cellisten nicht konnten, doch das Goldberg-Trio ließ den Gedanken an "Ersatz" schnell schwinden angesichts seines anspruchsvollen originellen Programms.

 

Angeblich wünschte Charles II., König von England, von seinen Hofmusikanten nur Musik, zu der er entweder tanzen oder mitklatschen konnte. Solche Musik lieferte im 17. Jahrhundert der 21-jährige Henry Purcell und schrieb daneben "Fantasien" für Streicher. Diese Kammermusik wurde erst 1927 veröffentlicht. Die unnachahmlich schönen und schlichten Themen der drei Fantasien für Streicher, die imitatorisch verarbeitet werden, wurden feierlich und springlebendig in schnellem Wechsel musiziert. Das Spiel endete allzu schnell: Nach acht Minuten war das schöne Schlussadagio verklungen.

 

Der Cellist des Goldberg-Trios, Christian Brunnert, führte in diese und die folgende Musik ein. Die Werke des mährischen Komponisten Gideon Klein wurden erst vor etwa zehn Jahren bekannt. Er gehört zu den Komponisten des heutigen Tschechiens wie Ullmann und Krasa, die die Nationalsozialisten im KZ Theresienstadt gefangen hielten. Etwa ein Jahr nach der Entestehung des "Streichtrios 1944" wurde Klein in Theresienstadt ermordet. Unglaublich! Den Tod vor Augen schreib Klein diese heitere, lockere offenbar unbelastete Musik, ein Zeugnis menschlichen und künstlerischen Willens zum Leben angesichts tödlicher Gefahr.

 

Auch das Streichtrio des 25-jährigen Komponisten Klein ist nur zwölf Minuten lang. Einem leichten und spielfreudigen Allegro folgen ein Lento mit acht Variationen über ein mährisches Volkslied und ein abwechslungsreiches Molto vivace: eine an der Moderne geschulte heitere Spielmusik, die durch Qualität und Charakter auf Anhieb gefällt.

 

Der russische Geiger Dimitri Sitkovetsky schuf die viel gespielte Transkription der für Cembalo geschriebenen Goldberg-Variationen von Bach, die das nach dem begabten Pianisten Goldberg genannte Streich-Trio zum Schluss in einer klaren und zügigen Aufführung bot. Der Bratscher Harald Schoneweg, nach der Geigerin Verena Schoneweg Dritter im Bunde, gab dazu eine ausführliche Einführung. Schoneweg vermittelte einleuchtend das Vorgehen des Komponisten Bach, der der zunächst nicht gern gegebenen Zustimmung zu dem Auftrag eine ganz besondere Form gab und viel Zahlenmystik, seiner Zeit entsprechend, hineinkomponierte.

 

Das Trio bot diese klanglich beeindruckende Musik von zeitloser Schönheit konzentriert und mit lockerer Hand. Das Publikum sparte am Schluss nicht mit Anerkennung.