Konzert-Rezension: Trio Wieck

Kammerkonzert

Sonntag, 7. Dezember 2003

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Christina Fassbender, Flöte

Justus Grimm, Violoncello

Florian Wiek, Klavier


Westfälische Nachrichten vom 09.12.2003

von Dr. Johannes Hasenkamp

Spannender musikalischer Dialog begeisterte

Trio Wiek beim Kultur-Freundeskreis

Telgte. Ein Klaviertrio in ungewöhnlicher Besetzung hatte der Kultur-Freundeskreis Telgte zum vierten Kammerkonzert der Saison ins Bürgerhaus eingeladen. Die jungen Musiker vom Trio Wiek mit Christina Fassbender (Flöte), Justus Grimm (Violoncello) und Florian Wiek (Klavier) hatten ein - sowohl für die Interpreten als auch für das Publikum - äußerst anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm im Gepäck.

 

Sie eröffneten den Abend klassisch mit Joseph Haydns Trio für Flöte, Violoncello und Klavier in G-Dur (Hob. XV:15). Dieses heitere Werk bot vor allem dem Pianisten und der Flötistin Gelegenheit zu einem spannenden musikalischen Dialog. Florian Wiek und Christina Fassbender präsentierten es in makellosem Zusammenspiel mit unbeschwerter Leichtigkeit und Spielfreude, unterstützt vom Baß des Cellos, welcher mit dem des Klaviers stets zu einer perfekten Einheit verschmolz.

 

Im weiteren Programm widmete sich das Trio Wiek ausschließlich Werken des 20. Jahrhunderts. Es folgte die "Metamorphora" für Violoncello und Klavier des finnischen Komponisten Aulis Sallinen. Justus Grimm und Florian Wiek entführten mit diesem elegischen Stück ihr Publikum gekonnt in die Weiten der finnischen Landschaft.

 

Als letztes Stück vor der Pause spielten Christina Fassbender und Florian Wiek im Duo die Sonate Nr. 1 von Bohuslav Martiu aus dem Jahr 1945. Die beiden Musiker wurden diesem von komplizierten Rhythmen und überraschenden Harmonien geprägten Stück voll gerecht. Sie musizierten mit klarer Artikulation und rhythmischer Prägnanz. Der teilweise sehr vollgriffig komponierte Klaviersatz kam kraftvoll doch niemals vordergründig zur Geltung.

 

Der zweite Teil des Konzerts wurde von einem Duo für Cello und Klavier eröffnet. Leos Janacek ließ sich für sein in den Jahren 1907 bis 1910 entstandenes Stück Pohádka (Märchen) von einem Epos des russischen Dichters Zhukowski inspirieren, welches den bildhaften Titel trägt: "Märchen vom Zaren Berendei, von seinem Sohne, dem Zarewitsch Iwan, von der Schlauheit des unsterblichen Koschtschei und von der Weisheit Marjas, der Zarin". Justus Grimm und Florian Wiek zauberten ein märchenhaftes Klangbild. Mit sehnsuchtsvollen Kantilenen des Cellos begleitet von glitzernden Girlanden im Klavier, düsteren Stimmungen und dem keck prägnanten Thema des letzten Allegro-Satzes wussten die Musiker ihre Zuhörer zu fesseln.

 

Der Schweizer Komponist Frank Martin schuf seine Ballade für Flöte und Klavier 1939 als Pflichtstück für den Internationalen Musikwettbewerb in Genf. Entsprechend hoch sind die technischen wie musikalischen Ansprüche an die Interpreten. Christina Fassbender gestaltete ihren äußerst virtuosen Part ebenso wie ihr Klavierpartner souverän und mit spielerischer Leichtigkeit.

 

Den Abschluß des Abends bildete wiederum ein Werk von Martinu. Das Trio für Flöte, Violoncello und Klavier von 1944, welches ebenso wie die Flötensonate im amerikanischen Exil entstand, läßt den Zuhörer nichts vom Leid des Komponisten, seiner Einsamkeit und Ungewissheit um die in Europa zurückgebliebenen Freunde spüren. Das Werk - quasi ein Divertimento - ist durchweg heiter, kurzweilig und unterhaltsam und bildete ein gutes Pendant zum eingangs gehörten Trio Haydns. Auch hier zeigte sich das Trio Wiek von seiner besten Seite. Die verschiedenen Stimmen kamen durchsichtig, die musikalischen Phrasen stets klar gegliedert zum Ausdruck.

 

Die Künstler bedankten sich bei ihrem sehr aufmerksamen Publikum mit dem zweiten Satz aus Mendelssohns Klaviertrio in d-Moll op. 49.