Kammerkonzert
Sonntag, 19. Januar 2025
19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte
Bassfeld 9 / 48291 Telgte
Michael Wehrmeyer – Violoncello
Johanna Dorothea Görißen – Harfe

Der Kammermusikabend mit dem „duo51saiten“, bestehend aus dem Cellisten Michael Wehrmeyer und der Harfenistin Johanna Dorothea Görißen, bot eine farbenreiche Klangpalette. Foto: Axel Engels
Westfälische Nachrichten vom 21.01.2025
von Axel Engels
Technische Perfektion und musikalische Tiefe
Kammermusikabend des Kultur-Freundeskreises
Telgte. Die Erwartungen an das Kammerkonzert des Duos „duo51saiten“, bestehend aus dem Cellisten Michael Wehrmeyer und der Harfenistin Johanna Dorothea Görißen, waren hoch, und die beiden Ausnahmekünstler enttäuschten in keiner Weise.
Das Programm, das unter dem Titel „Aquarell – gemalt auf der Bühne“ stand, versprach eine farbenreiche Klangpalette. Die Kombination von Violoncello und Harfe ist in der Kammermusik ein eher seltenes, jedoch äußerst reizvolles Klangexperiment. Diese beiden Instrumente ergänzen sich in ihrer Klangästhetik auf wunderbare Weise – das Violoncello mit seinem warmen Timbre, das von einer reichen Emotionalität getragen wird, und die Harfe, die mit ihren schimmernden, oft ätherisch wirkenden Klängen eine zauberhafte Leichtigkeit einbringt. Michael Wehrmeyer und Johanna Dorothea Görißen haben dieses Potenzial erkannt und entwickeln in ihrem Zusammenspiel eine beeindruckende Klangharmonie.
Den Abend eröffnete Gabriel Faurés „Élégie“, ein Stück, das die melancholische Tiefe des Cellos eindrucksvoll zur Geltung bringt. Michael Wehrmeyer setzte von Beginn an Akzente mit einem kraftvollen, aber nie aufdringlichen Ton. Die tiefen, dunklen Cellopassagen standen in einem stimmungsvollen Kontrast zu den zarten, perlenden Klängen der Harfe, die Johanna Dorothea Görißen mit unaufdringlicher Eleganz einbrachte. Das Publikum wurde unmittelbar in die emotionale Welt Faurés hineingezogen und von der Intensität des Vortrags gefesselt.
Die Auswahl des ersten Satzes aus Schuberts „Arpeggione“-Sonate erwies sich als ideale Gelegenheit, die technische Brillanz der beiden Musiker hervorzuheben. Besonders bemerkenswert war hier, wie selbstverständlich beide Musiker die melodischen Linien miteinander verschmelzen ließen. Wehrmeyers Cellospiel zeichnete sich durch eine warme, kantable Klangführung aus, während Görißen mit einem feinfühligen Harfenpart die harmonische Basis schuf.
Mit dem „Nocturne“ von Lili Boulanger betrat das Duo eine sphärische Klangwelt, die von subtilen Farben und feinsten Abstufungen lebt. Die Harfe, hier in ihrer typisch impressionistischen Klangsprache eingesetzt, entführte das Publikum in träumerische Sphären, während das Cello mit seiner melancholischen Stimme eine Tiefe hinzufügte. Das Stück wirkte wie ein kurzes Innehalten, eine poetische Meditation.
Louis Spohrs „Potpourri“ bot eine willkommene Abwechslung und zeigte das Duo von einer spielerischen, fast humorvollen Seite. Hier standen weniger die tiefen Emotionen im Vordergrund, sondern vielmehr die Virtuosität und das Vergnügen am gemeinsamen Musizieren. Die Variationen über das Thema aus Mozarts „Zauberflöte“ verlangten beiden Musikern technisches Können und Präzision ab, doch gleichzeitig gelang es ihnen, den humorvollen Charakter des Werks charmant zu betonen.
Mit Faurés „Impromptu“ hatte Johanna Dorothea Görißen die Bühne ganz für sich allein. Dieses Stück, das als eines der technisch anspruchsvollsten Werke für die Harfe gilt, verlangte ihr alles ab: rasante Läufe, komplexe Akkordstrukturen und eine stets präzise Kontrolle des Klangs. Görißen meisterte diese Herausforderungen mit beeindruckender Leichtigkeit.
Isang Yuns Duo aus dem Jahr 1984 stellte einen faszinierenden Kontrast zu den übrigen Werken des Abends dar. Die moderne Tonsprache, geprägt von asiatischen Einflüssen und einer intensiven Auseinandersetzung mit Klangfarben, bot ein faszinierendes Hörerlebnis. Wehrmeyer und Görißen bewiesen hier, dass sie auch in der zeitgenössischen Musik zu Hause sind.
Der krönende Abschluss des Abends war Debussys berühmte Cellosonate. Die impressionistischen Klangfarben, die rhythmischen Finessen und die subtile Phrasierung wurden in einer Perfektion dargeboten, die dem Werk vollends gerecht wurde. Das Konzert des „Duo51saiten“ zeigte die einzigartige Klangwelt, die durch die Kombination von Cello und Harfe entsteht. Michael Wehrmeyer und Johanna Dorothea Görißen begeisterten durch technische Perfektion, musikalische Tiefe und eine spürbare Leidenschaft für ihre Kunst.