Konzert-Rezension: Monet Bläserquintett

Kammerkonzert

Sonntag, 10. Oktober 2021

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Anissa Baniahmad – Flöte

Johanna Stier – Oboe

Nemorino Scheliga – Klarinette

Marc Gruber- Horn

Theo Plath – Fagott

Der Klarinettist Nemorino Scheliga hatte bei der Klezmer-Zugabe kniend seinen großen Auftritt. Überhaupt war das Konzert des Monet-Bläserquintetts alles andere als gewöhnlich. Foto: Arndt Zinkant


Westfälische Nachrichten vom 13.10.2021

von Arndt Zinkant

Aus der Not etwas Begeisterndes gemacht

Monet-Bläserquintett brilliert im Bürgerhaus.

Telgte. Zurzeit haben Musiker wohl vor allem Angst, dass ihnen Corona einen Strich durch die Rechnung und das Konzert macht. Beim Monet Bläserquintett war es etwas anderes: Das Essen. Die Oboistin der Gruppe, Johanna Stier, hatte sich den Magen verdorben und sah sich außerstande, das komplette Konzert zu spielen. Nach zwei spritzig interpretierten Mozart-Arrangements (aus „Cosi fan tutte“) gingen die Blicke im Ensemble hin und her. Allen war klar: Es geht nicht weiter.

 

Was tun? Wer solch virtuoses Handwerk beherrscht wie diese fünf jungen Bläsersolisten, ist auch in der Lage, ein Stegreif-Konzert zu bewältigen. Da staunten die Klassik-Freunde im Bürgerhaus nicht schlecht! Ob Flöte, Klarinette oder Fagott – flugs waren die erforderlichen Noten aus dem Netz geladen, und die Instrumente absolvierten einen Solo-Auftritt nach dem anderen.

 

Das bescherte den Zuhörern manch hörenswerte Rarität. Wer kennt zum Beispiel Arthur Honeggers Flötenstück „Der Tanz der Ziege“ („Danse de la Chevre“), in welchem die Flöte sich virtuos dem übermütigen Kitz an die Fersen heftet, mit modernen Tonsprüngen und Läufen. Hübsch! Anissa Baniahmad spielte das toll. Gemeinsam mit Fagottist Theo Plath bewältigte sie sogar eine Bach-Flötensonate, die die zwei noch nie gemeinsam gespielt hatten. Bach vom Blatt – und es gelang.

 

Der sympathische Theo Plath bewies echte Entertainer-Qualitäten: „Ich könnte auch einfach Comedy machen, und wir lassen die Musik weg!“ Dann allerdings hätte man nicht erlebt, wie er die vierte Cellosuite von Johann Sebastian Bach auf seinem brummigen Ofenrohr spielen kann: Fantastisch. Oder ein modernes Fagott-Stück von Heinz Holliger, das mittels „falscher“ Griffe dissonante, aber faszinierende Mehrstimmigkeit aus dem Instrument hervorlockt („Multiphonics“).

 

Hornist Marc Gruber hatte den Abend weitgehend frei, Kollege Nemorino Scheliga indes spielte große Klarinettensoli aus Belcanto-Opern, von denen die Arie des Cavaradossi aus Puccinis „Tosca“ die berühmteste war. Beim Finale hatte Scheliga seinen großen Auftritt – ein furioser Klezmer-Tanz ist ein Fest für die Klarinette. Da war das Ensemble dann wieder versammelt. Und die Oboistin spielte sicher im Geiste mit.