Konzert-Rezension: Kiveli Dörken

Klavierabend

Sonntag, 18. März 2018

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Kiveli Dörken - Klavier

Die junge Pianistin Kiveli Dörken spielte nicht nur mit großer Begeisterung im Bürgerhaus, sondern schwärmte bei ihren Einführungen auch von der Musik. Foto: Zinkant


Westfälische Nachrichten vom 20.03.2018

von Arndt Zinkant

Klassik voller Lebenskraft

Pianistin Kiveli Dörken im Bürgerhaus auf der Bühne

Telgte. Jugendlicher Rausch und Überschwang - das war es. was die junge Pianistin Kiveli Dörken im Bürgerhaus zelebrierte. Dörken schnappte sich sofort das Mikrofon und schwärmte von der Musik, von jener verblüffenden Tiefe, die sich b ei Beethoven, Schubert und Schumann schon in jungen Jahren musikalisch ausgeprägt habe.

 

Was dann wenige Augenblicke später aus dem Flügel ertönte, suchte weit mehr den Rausch als die Vergeistigung. Und das war gut so. Das war wieder einmal ein Klavierabend, der das Publikum restlos begeisterte.

 

Die Werkauswahl war sehr einnehmend, mit Beethoven am Beginn. Dessen Es-Dur Sonate Nr. 4 op. 7 war sein erster mächtiger Wurf in der Gattung - ein Stück, das nicht nur Formal über Haydn'sche Formgrenzen hinausging, sondern von Anfang an auch als leidenschaftliche Bekenntnismusik gedeutet wurde: Beethoven hatte heftige Gefühle für die Widmungsträgerin, seine Schülerin Babette von Keglevicz - auch dies teilte die Pianistin ihrem Publikum lächelnd mit.

 

Um danach sofort die ganze Wildheit aus der Partitur hervorzuzaubern. Allegro molto e con brio! Vom ersten Takt an hörte man Klavierspiel, das ganz von Emotion und Ausdruckswillen getragen war. Kiveli Dörken mag kernigen Anschlag und saftigen Klang. Da durften die achtel im Bass mächtig wogen und wirbeln.

 

Weit wichtiger aber war, dass Dörken die Musik zum Sprechen brachte. Ausdruckmusik im besten Sinne, die auch im wahrhaft expressiven Largo wunderbar zelebriert wurde.

 

Mit acht Jahren wurde Kiveli Dörken an der Musikhochschule Hannover aufgenommen und hat zahlreiche Wettbewerbe gewonnen; seit 2012 ist sie Schülerin von Lars Vogt. Dass die junge Musikerin auch für Franz Schuberts "Drei Klavierstücke" D 946 schwärmt, versteht sich von selbst. Sie sind in ihrer Mischung aus Volkstümlichkeit, dunkler Romantik und pianistischer Raffinesse schier unwiderstehlich; und gerade ob ihrer vermeintlichen Schlichtheit schwer zu spielen. Mag sein, dass Kiveli Dörken das poetische es-Moll-Stück ein wenig zu hart anfasste. Aber Schubert verträgt auch das. Verzärtelt hört man das oft genug. Und die Pianisten fand zu jedem der drei Stücke einen persönlichen Zugang.

 

Auch die erste Sonate op. 11 von Robert Schumann war für ihr Temperament maßgeschneidert. Gerade der rhythmische Impetus dieses melodisch durchaus etwas spröden Stückes gelang hinreißend.

 

So muss das gespielt werden: Leidenschaftliche, "junge" Klassik voller Lebenskraft.