Konzert-Rezension: NeoBarock

Barockkonzert

Sonntag, 13. Dezember 2015

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Volker Möller – Barockvioline

Maren Ries – Barockvioline

Ariane Spiegel – Barockcello

Rossella Policardo – Cembalo

Begeisterten im Bürgerhaus: Volker Möller (Violine), Maren Ries (Violine und Viola), Ariane Spiegel (Violoncello) und Rossella Policardo am Cembalo.


Westfälische Nachrichten vom 15.12.2015

von Arndt Zinkant

Schatzkammer im Bürgerhaus

Ensemble Neobarock präsentiert ungewöhnliche Kammermusik

Telgte. Endlich einmal wieder ein veritables Barockkonzert im Bürgerhaus. Und nicht irgendeines: Das Ensemble Neobarock begeisterte mit lebendigem, frischem Zugriff, der die Kleinodien aus der Bach-Zeit so frisch wie am ersten Tag erklingen ließ. Dass das vierköpfige Ensemble auf historischen Instrumenten spielt, ist folgerichtig und wirkt bei diesen Musikern nicht einen Takt lang museal. Mitreißend!

 

„Schatzkammermusik des Barock“ war das Programm überschrieben. Violinist Volker Möller erklärte, man habe damit auf die barocken „Wunderkammern“ anspielen wollen, die Vorläufer unserer modernen Museen seien. Bestes Beispiel: Das Dresdner „Grüne Gewölbe“ Augusts des Starken – neun Räume mit Raritäten, Kunstschätzen und andern Kostbarkeiten. Auch das Ensemble Neobarock hatte manche rare Kostbarkeit aufs Programm gesetzt.

 

Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann (mit seiner bekannten „Tafelmusik“) waren dem Ende vorbehalten – den Auftakt machte die Partia VI für zwei Violinen und Basso continuo von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704). Dieser war selbst ein berühmter Geiger, und das hört man seiner Musik an. Die Ostinato-Figuren im Kopfsatz-Allegro wurden verblüffend wild ausgeführt. Der Mittelsatz war ein packender Variationen-Reigen, dem man gebannt lauschte. Im Finale des Stückes zwitscherten dann die zwei Violinen einander zarte Echo-Rufe zu.

 

Kein Zweifel: Volker Möller (Violine), Maren Ries (Violine und Viola), Ariane Spiegel (Violoncello) und Rossella Policardo am Cembalo atmen diese Musik mit Verve und ungeheurer Lebendigkeit. Sehr melodiös präsentierten sie Georg Friedrich Händels G-Dur-Sonate op.5 Nr.4. Charmant und einprägsam klangen Händels Themen, nicht umsonst waren seine Opern und Oratorien in London seinerzeit so beliebt, dass „die Spatzen sie von den Dächern pfiffen“, wie Volker Möller betonte.

 

Und wer hat noch mal gesagt, dass Kammermusik eine vergeistigte Angelegenheit sei? Bei Neobarock klingen Sonaten wie kleine Opern-Dramen; als wäre eine packende Handlung darin verborgen. Man nehme nur die Sonate „La Follia“ von Antonio Vivaldi, wo die Interpreten einen geradezu lustvoll „kratzigen“ Strich aus den Bögen holten. Rhythmisch prickelnd zog das Stück vorüber – bis zum überbordenden Schluss, der einmal mehr den Einfallsreichtum des genialen Venezianers Vivaldi unter Beweis stellte.