Konzert-Rezension: Sinfonietta Köln

Orchesterkonzert

Sonntag, 14. April 2013

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Sinfonietta Köln

Dirigent: Cornelius Frowein

Solistin: Elmira Sayfullayeva - Klavier

Bravos und Jubel gab es zur Pause für die Solopianistin Elmira Sayfullayeva.


Westfälische Nachrichten vom 16.04.2013

von Arndt Zinkant

Mitreißendes Kammerorchester

Abschluss der Konzertsaison

Telgte. Auf Mozart folgt Bartok - was für ein Sprung! Nach der fein ziselierten Wiener Klassik hatte sich die Sinfonietta Köln klassische Moderne aufs Notenpult gelegt. Dirigent Cornelius Frowein nahm nach der Pause das Mikrofon, um für das Publikum im Bürgerhaus Béla Bartóks "Divertimento für Streichorchester" kurz zu charakterisieren. Jenes wilde, schwerblütige, tänzerische Stück von 1939, das nach Froweins Worten den zweiten Weltkrieg schon vorausahnt. Die mitreißende Intensität des Kammerorchesters, von der das Programmheft schwärmte - hier war sie zu erleben.

 

Doch dafür brauchte es erst Bartóks Klänge. Im ersten Teil des letzten Kammerkonzerts in dieser Saison wurden Schubert und Mozart noch mit der Pinzette angefasst. Die selten gehörte Schubert-Ouvertüre c-Moll D8 zeigten die 16 Streicher der Sinfonietta sehr klangvoll; die Saalakustik wurde bassig ausgereizt, indes konnte man auf der Empore den Streicherglanz wohl mehr genießen. Überraschend dramatisches Gewölk hatten die Musiker dem Schubert-Frühwerk verordnet, das mit rhythmischer Akkuratesse daherkam.

 

Bravos und Jubel gab es zur Pause für Elmira Sayfullayeva. Die 25-Jährige war die Solistin in Mozarts Klavierkonzert KV 414. Mit Geschmack und Anschlagskultur lässt sie den Kopfsatz sich ganz natürlich entfalten, spielt ohne Drücker oder gar romantisierenden Impetus. Das hat Niveau - aber der Champagner perlt eben auch nicht spritzig über. Schade. Auch die Sinfonietta und ihr Dirigent legen auf Feinarbeit mehr Wert als auf tänzerischen Schwung. Und der Mittelsatz hätte gar nicht so viel Würde und Strenge gebraucht.

 

Es tut gut, die Zügel auch mal locker zu lassen, und Bartóks furioses Streichergebräu verführt dazu. Warum sonst hätte der Meister den Volksmusik-Pfeffer Ungarns oder Rumäniens einstreuen sollen? Die Streicher wetzen nun auch mal ruppig den Bogen, schlagen wilde Funken aus den Tanz-Rhythmen und lassen im düsteren Mittelsatz die Intensität nie abreißen. Teils hat das Stück eine fast filmmusikalische Dramatik: Harte Schnitte, furiose Steigerungen - und das nur mit kleinem Streichorchester! Als Zugabe preschte einer von Bartóks "Rumänischen Volkstänzen" durch den Saal.