Konzert-Rezension: Violons Vivants

Kammerkonzert

Sonntag, 11. Dezember 2011

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Kira Kohlmann – Violine

Laurent A. Breuninger – Violine

Stefan Krznaric – Violine

Emika Müller – Violine

Eine Besetzung und ein Programm weit außerhalb des Gewohnten präsentierten "Violons Vivants".


Westfälische Nachrichten vom 13.12.2011

von Dr. Johannes Hasenkamp

Immer für Überraschungen gut

Geigenquartett "Violons Vivants" bot ein exquisites Kammerkonzert

Telgte. Über Mangel an Abwechslung in den Konzerten des Kultur-Freundeskreises kann sich nun wirklich keiner beklagen. Am Sonntag gab es wieder eine Überraschung, die mit großem Beifall aufgenommen wurde, obwohl das Ensemble und damit auch das Programm weit außerhalb des Gewohnten lagen. Die "Violons Vivants", bestehend aus vier Geigen, spielten Originalwerke von wenig bekannten Komponisten. Es wurde ein exquisites Konzert.

 

Zwei Beiträge rahmten das Programm ein: "Ankunft" und "Abschied" aus einem dreiteiligen Werk von Charles Dancla (gestorben 1907 in Tunis). Es begann mit dem Quartett G-Dur von Ignaz Lachner. Das anbrechende, wenn auch wenig originelle Werk erhielt seinen Glanz durch die fabelhafte, frische und straffe Interpretation. Inspiriert durch ihren Lehrer Laurent Albrecht Breuninger spielten Kira Kohlmann, Stefan Krznaric und Emika Müller mit viel Schwung, blitzblanken Läufen und großem Zug.

 

Was man an Klang und Fülle schon aus zwei Violinen herausholen kann, zeigte die Sonate op. 15 von Miklós Rozsa. Viele haben schon Musik von ihm gehört, doch wohl selten den Namen erfahren, weil die Komponisten von Filmmusiken - Rozsa schrieb über 90 vor allem zu Monumental- und Bibelfilmen wie "Quo vadis", "El Cid" und "Ben Hur" - meist wenig beachtet werden. In der Sonate zeigt er sich als Sohn seiner Heimat Budapest. Das Folkloristische, Zigeunerhafte wurde von Stefan Krznaric und Emika Müller mit Rhythmus Melodie, dunklen Tiefen, Doppelgriffen und Flageoletts mitreißend dargebracht.

 

Sehr kunstvoll und zugleich etwas gekünstelt folgte die Sonate pour deux violons seuls op. posthum des großen Geigers und Pädagogen Eugène Ysaye. Diesmal spielten Kira Kohlmann und Laurent Albrecht Breuninger. Wieder in eine andere Welt führte das knappe Quartetto per 4 Violini der Polin Grazyna Bacewicz. Auch sie bezog stark folkloristische Elemente in ihre Musik ein. Romantische Klänge fehlen nicht, spontan wechselt sie im Rhythmus, bietet im Andante tranquillo auch schlichte, klanglich feine Partien, scheut dissonante Fortissimi nicht, bietet stilistisch einen kleinen Streifzug durch die Musik.

 

Die vier Violinisten interpretierten auch dieses Quartetto mit Intensität und Genauigkeit.