Konzert-Rezension: Ménage à cinq

Kammerkonzert

Sonntag, 22. März 2009

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Antonia Bourvé - Sopran

Georg Gädker - Bariton

Trung Sam - Klavier

Das Bläserquintett Ménage à Cinq aus Dresden präsentierte am Sonntagabend im Bürgerhaus durchaus Ungewohntes.


Westfälische Nachrichten vom 24.03.2009

von Dr. Johannes Hasenkamp

Zuletzt helle Begeisterung

Ensemble Ménage à Cinq aus Dresden fesselte am Ende doch das Publikum

Telgte. Waren die Klänge etwas ungewohnt? Der Beifall blieb zunächst verhalten. Ein Bläserquintett hört man nicht alle Tage! Musik dafür gibt es nicht so reichlich wie für Streich- oder Klavierquartette. Die Gruppe Ménage à Cinq aus Dresden mit Kana Takenouchi (Flöte), André van Daalen (Oboe), Georg Wettin (Klarinette), David Harloff (Horn) und Daniel Bäz (Horn) wussten am Sonntag mehr und mehr zu überzeugen.

 

Dabei hatten die Musiker kein gefälliges, wohl ein abwechslungsreiches Programm entworfen. Die Anerkennung dafür stieg zuletzt nach einem Stück von Hindemith als Zugabe auf demonstrative Stärke. Die Saison des Kultur-Freundeskreises Telgte fand damit nach einem abwechslungsreichen Winter einen schönen, für die Zukunft ermutigenden Abschluss.

 

Anton Reichas Bläserquintett Es-Dur op. 88, Nr. 2 von 1813 stammt aus der Zeit, in der die instrumentale Besetzung entwickelt wurde. Immer wieder führt Reicha die Instrumente in ihrer Eigenart und in verschiedenen Zusammenstellungen vor. Dieses Verfahren übernahmen die folgenden Kompositionen, es machte den besonderen Reiz des Abends aus.

 

Reicha übertrug - nach kurzer Einleitung - in diesem Werk sogar dem Horn das erste Thema, das hier virtuos ausgeführt wurde. Das Horn wurde auch in Kombinationen mit dem Fagott von anderen Komponisten mit seiner dunklen Tiefe wirkungsvoll eingesetzt. Sehr bald begann das Spiel mit den Klangfarben und den Möglichkeiten der Instrumente mit großer Spielfreude. Bei dem Engländer Gustav Holst kam in seinem Bläserquintett As-Dur op. 14 das Lyrische und Romantische stark zum Zuge. Sein Klang erinnerte an seine symphonische Suite "Die Planeten". Wieder erfreute der Reichtum an Klangverbindungen.

 

Bei dem 1904 in Finnland von deutschen Eltern geborenen uns zunächst in Leningrad, später in Berlin ausgebildeten Victor Bruns schlug der Bläserkammermusiker durch. Das springlebendige Thema des ersten Satzes seines Bläserquintetts op. 16 wanderte durch die Instrumente und tauchte im letzten Satz wieder auf. Polyphones Gewebe stand neben Spielfreude, einzelne Instrumente fielen mit spritzigen und geradezu explosiven Einwürfen ein, bei lebhaften rhythmischen Figuren entstand ein geradezu heiteres Zusammenspiel.

 

Die Sechs Bagatellen für Bläserquintett (1956) von György Ligeti führten in meisterhaft kurzen Stücken und mit präzisen Charakterisierungen die Entwicklung des Bläserquintetts seit Reicha noch weiter. Die Piccoloflöte wurde eingesetzt und erweiterte den Tonraum. In der ersten Bagatelle überraschte ein Thema wie eine Fanfare, im Lamentoso wurde das Duett von Flöte und Fagott von geheimnisvollen, traurigen Harmonien getragen.

 

Der nächste Satz kam wieder "grazioso", mehr derb folgte ein kurzes Presto ruvido, "Bela Bartok in Memoriam" brachte kurze Motive (wie Schreie) über einer Art Trauermarsch. Harmonisch frech mit Tonrepetitionen und schnellem Laufwerk schloss das abwechslungsreiche Stück das Konzert. Ménage à Cinq begeisterte durch virtuose Spielfreude, seine noch etwas strenge Präzision und großartiges Zusammenspiel. Vor allem die Zugabe, ein Stück aus Hindemiths Kleiner Kammermusik, löste langen Beifall aus für ein Konzert wie ein Klangfarbenmosaik.