Konzert-Rezension: Zurl-Mönkemeyer-Rimmer

Kammerkonzert

Sonntag, 27. Januar 2008

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Johannes Zurl - Klarinette

Nils Mönkemeyer - Viola

Nicholas Rimmer - Klavier

Der Klarinettist Johannes Zurl, der Bratscher Nils Mönkemeyer und der Pianist Nicholas Rimmer haben sich als Trio keinen Namen gegeben. Am Sonntag gastierten sie im Bürgerhaus.


Westfälische Nachrichten vom 29.01.2008

von Dr. Johannes Hasenkamp

Trio ohne Namen mit fesselnder Musik

Kammerkonzert in der Besetzung Klarinette, Bratsche und Klavier

Telgte. Ein Trio ohne Namen entlockte den Gästen des Kammermusikabends des Kultur-Freundeskreises am Sonntag im Bürgerhaus zwei Stunden gespannter Aufmerksamkeit. Drei Individualisten bildeten eine interpretatorische Einheit, die nicht nur durch die seltene klangliche Verbindung fesselte: der Klarinettist Johannes Zurl, der Bratscher Nils Mönkemeyer und der Pianist Nicholas Rimmer.

 

Die Besetzung Klarinette, Bratsche und Klavier empfand Schumann als romantisch. Es ist schwer, ganze Abende mit diesen Instrumenten zusammenzustellen. So suchten und fanden die Musiker zur Eröffnung des Konzertes das Trio für Klarinette, Viola und Klavier op. 114 von Heinrich Kaspar Schmid, dem wohl angesehensten Vertreter der Münchener Schule. Man würde es gern wieder hören.

 

Ein ausgedehnter Eröffnungssatz "Allegro appassionato" pendelte zwischen dramatischen Ausbrüchen und ruhigen Partien. Präzise erfolgten die harten Störungen, bei denen immer wieder das großartige Zusammenspiel der drei jugendlichen Musiker deutlich wurde.

 

Der knappe folgende Satz bot ein ganz anderes Bild: Leicht und flüssig, ja elegant wurden kleine Steigerungen vorbereitet. Wieder eine andere Seite zeigte das Adagio non troppo. Weit geschwungene melodische bögen wurden von der Viola aufgenommen, Soli von Klarinette und Viola folgten. Ein zunächst leicht wirkendes Finale blieb spannend bis zum Schluss. Ausgesprochen lebhafter Beifall dankte nach dem Pianissimo-Schluss mit knappem Forte-Schlag.

 

Freundlicherweise hat Brahms seine beiden letzten Kammermusikwerke, die Sonaten op. 120, für Klarinette und Klavier geschrieben und sogleich die Ausführung mit Viola vorgesehen .Für die Nr. 2 gilt die Ausführung "amabile", und so wurde sie von dem Klarinettisten auch ausgeführt: melodisch ausladend und weich schwingend. Der stets aufmerksame und leicht anfeuernde Pianist brachte sich energisch und mit feinsten Nuancen in das Spiel mit dem Viertonmotiv ein. Er setzte auch im Schlusssatz, dem ruhigen, zarten Andante, präzise Akzente.

 

Indessen sprach nach so viel Freundlichkeit die Sonate Nr. 1 für Klavier und Viola mit Nils Mönkemeyer durch große klangliche Differenzierung und bei geradezu darstellerischem körperlichen Einsatz spürbar mehr an.

 

Wie ein Lehrstück dafür, dass gemeinsames Musizieren Freude macht und Hörer mitreißen kann, beschloss Mozarts Kegelstatt-Trio KV 498 für Klarinette, Viola und Klavier den Abend. Als Zugabe folgte noch ein Werk in dieser seltenen Instrumentenkombination, ein Satz aus Schumanns vier "Märchenerzählungen" op. 120, mit wahrhaft humorvoller Spritzigkeit gespielt. kannt. Seine "Lamentatio" bezieht sich auf den Untergang des Fährschiffes "Estonia" im September 1994 in der Ostsee. Tüür hatte ursprünglich mit diesem Schiff nach Finnland fahren wollen.

 

Die Komposition ist ideal zugeschnitten auf Saxophone. Zunächst werden nur unendlich lang angehaltene Töne und Spaltklänge übereinander geschichtet. Triller kommen hinzu, einige Melismen, Rhythmik gliedert den Ablauf ein wenig. Schreiendes Entsetzen, auch feine Töne, doch zumeist tiefe, dunkle Trauer wurden Klang. Gebannt lauschten die Hörer. Die Künstler spielten diese Trauermusik auswendig. Bewundernswert!

 

Die erste Zugabe, eine Filmmusik von Michael Nyman, bot das, was landläufig von Saxophonen erwartet wird. Es begeisterte erst die zweite Zugabe, die geistvoll freche, humorvolle "Kleine Polka" von Schostakowitsch, die das Überraschungspaket der vier jungen, fabelhaft zusammen musizierenden Saxophonisten abschloss.