Konzert-Rezension: CordArte

Kammerkonzert

Sonntag, 19. Feburar 2006

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Daniel Deuter - Barockvioline

Heike Johanna Lindner - Viola da gamba

Markus Märkl - Cembalo


Westfälische Nachrichten vom 21.02.2006

von Dr. Johannes Hasenkamp

400 Jahre Musikentwicklung ausgeblendet

Das Trio CordArte bot am Sonntagabend beim Kultur-Freundeskreis ein besonderes Erlebnis

Telgte. Musik vom Feinsten! Beim Kammerkonzert des Kultur-Freundeskreises spielte am Sonntag das Trio CordArte (Saitenkunst) mit Daniel Deuter (Violine), Heike Johanna Lindner (Viola da gamba) und Markus Märkl (Cembalo). Es hat sich zur Aufgabe gestellt, "alte Musik wieder lebendig werden zu lassen".

 

Für die Hörer bedeutete dies, 400 Jahre Musikentwicklung zu vergessen und sich in eine völlig andere Zeit zurückzuversetzen. Diese Musik ist für ein Zimmer gedacht, für eine Kammer, nicht für einen Konzertsaal. Zu dieser Intimität einer Kammer gehört auch ein relativ kleines, leises Cembalo, gehört eine zwischen den Knien gehaltene, mit sechs Darmsaiten bespannte Gambe, die mit der alten Bogenhaltung gespielt wird, eine ebenfalls mit Darmsaiten versehene, fein und zart klingende Violine.

 

Die Triosonaten sind noch weit entfernt von heutigen Klaviertrios. Auch diese 400 Jahre Entwicklung musste man - für zwei Stunden - vergessen. Sich erst einzuhören blieb keinem erspart, doch folge darauf das besondere Erlebnis.

 

Mit Musik von Johann Philipp Krieger, der Sonata sesta d-Moll für Violine, Gambe und Basso continuo, wurde der Abend eröffnet. Einer der frühesten Geigenvirtuosen unter den Komponisten war der aus Brescia stammende Biagio Marini. Virtuosität boten seine Sonata a due op. 22 wie auch seine Sonata terza, die ausdrücklich Spieltechniken forderte. Als rhythmisch besonders lebendig erwies sich die Sonata seconda a due von Tarquinio Merula. Abwechslungsreich, fast wie ein Gespräch mehrerer Partner mit wechselnden Gedanken kam in Girolamo Frescobaldis Toccata nona das Cembalo solo zur Geltung. Immer wieder war zu erleben, wie partnerschaftlich die Gambe im Dialog mit der Geige zu spielen hatte. In späteren Zeiten hatten sie nur das Cembalo zu verstärken, bis die Frühklassiker - nun mit Cello - seine Rolle wieder aufwerteten. In der Sonata quarta a due von 1641 von Dario Castello hatten sowohl die Gambe als auch die Geige selbständige Passagen. Bachs Sonate e-Moll BWV 1023 fiel aus dem Rahmen. Die Violine brannte im ersten Satz ein virtuoses Feuerwerk über einem Orgelpunkt ab. Einem weiteren Satz folgten zwei Tanzsätze. Mit der Chromatischen Fantasie und Fuge d-Moll BWV 903 erklang ein ebenfalls ungewöhnliches Einzelwerk.

 

Zum Schluß konnten die Hörer Buxtehudes Kontrastprinzip erleben in der Triosonate d-Moll op. 1 Nr. VI. Mit der Zugabe von Giovanni Paolo Cima, im 17. Jahrhundert Kapellmeister und Organist in Mailand, kehrte das Trio noch einmal nach Italien zurück.