Konzert-Rezension: Mycka & Bach

Kammerkonzert

Sonntag, 20. Februar 2005

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Katarzyna Mycka & Franz Bach, Marimbaphon


Westfälische Nachrichten vom 22.02.2005

von Dr. Johannes Hasenkamp

Schlägel tanzten auf den Stäben

Ungewohntes Kammerkonzert

Telgte. Das Duo Katarzyna Mycka und Franz Bach gestaltete am Sonntagabend im Bürgerhaus für den Kultur-Freundeskreis ein in mehrfacher Weise einzigartiges Kammerkonzert. Schon das äußere Bild war ungewöhnlich. Zwei riesige Marimbaphone beherrschten die Bühne. Der schöne Schwung der unter den Klangplatten hängenden Resonanzröhren war ähnlich wie bei Orgelprospekten, allerdings teilweise funktionslos und nur gefällige Optik.

 

Die Röhren unter dem Diskant sind innen gekürzt durch Deckel. Man wundert sich, dass unter den höchsten Tönen wieder längere Röhren hingen! Abwechselnd gaben die beiden Spieler Einführungen in die nur zur Hälfte originalen Kompositionen für Marimbaphon.

 

Erstaunlich ist auch die Entwicklung der von Negersklaven nach Mittelamerika gebrachten Marimbas - xylophon-artigen Instrumenten mit gestuft langen Holzplatten auf einfachem Holzrahmen. Das Marimbaphon wurde erst um 1980 mit Resonanzröhren aus Leichmetall und einer Klaviatur mit versetzten Halbtontasten und über fünf Oktaven zu einem konzertreifen Instrument. Feine Nuancen werdem mit einem Arsenal verschieden harter Schlägel erreicht.

 

Am überzeugendsten klangen die originalen Kompositionen. Matthias Schmitt lotet die Möglichkeiten des Instrumentes in "Drei Skizzen für Marimba-Duo" aus. Andrew Thomas verbindet in "Lord Cavendish Strikes the Right Note" Musik Bachs mit neuer Klanglichkeit. Steve Reich setzt in seinem minimalistischen "Nagoya Marimbas" mit kanonisch geführten geringsten Veränderungen der Tonfolgen diese Instrumente besonders überzeugend ein.

 

Völlig anders klingen die "Reflections on Traditional Children songs II" von Keiko Abe aus Japan. Die von ihm komponierte Zugabe - angereichert durch spielerisch leichtes Anschlagen mit dem Holz der Schlägel und gegen die Kanten der Klangplatten - zeigte seine virtuose Beherrschung des exotischen Instruments.

 

Doch könnte man auch eine Sonate von Domenico Scarlatti sowie ein Bach-Präludium genießen und mal ganz anders hören. Das gilt auch für Ravels Klavierkomposition "Alborado del Grazioso" und die beiden hochstilisierten Tangos von Astor Piazolla. Ein Genuss besonderer Art jedoch war es zu sehen, wie die Musiker die Schlägel tanzen ließen. Da war äußerste Treffsicherheit gefordert. Vor allem die zurückhaltend charmante Katarzyna Mycka bot mit ausladenden Bewegungen der Arme und tänzerischen Schritten geradezu ein zusätzliches Ballet. Das Publikum war begeistert.